Unser Weckerchen

 

Tagebuch einer Folgeschwangerschaft

nach der Frühgeburt unserer Zwillingsmädchen durch FFTS in der vollendeten 26. SSW

 

Anfang Februar 2005

Wir wollten sozusagen gerade „ansetzen“ mit der Babyplanung, da hatte es auch schon geklappt. Wir waren gerade in Norddeich und bauten einen Einbauschrank für den Dachboden unseres Ferienhauses, da rechnet man ja irgendwie nicht wirklich sofort damit und natürlich hatten wir noch keinerlei Ahnung, was da in mir vorging.

 

März 2005

Irgendwie war ich ziemlich schlapp, müde, ab und an war mir übel und war meine Periode nicht schon längst überfällig? Mal schnell bei Ebay gestöbert und einen Schwangerschaftstest geordert, die bekommt man da ja zum Spottpreis, der wollte und wollte aber nicht gekommen, weil in Norddeich schnee- und sturmmäßig gerade Ausnahmezustand herrschte und die Post ausblieb. Ausgerechnet!!

Aber dann endlich war er da und kaum eingetaucht, sog der Test den zweiten „Schwangerschaftsstreifen“, der für einen positiven Test kommen muss, sozusagen gleich mit auf, von wegen drei Minuten warten – es war mehr als eindeutig und ich hätte in die Luft springen können vor Freude!

Matthias fand diese Bestätigung unnötig, ihm war es eh schon klar. Aber er sah das erstmal alles ziemlich gelassen.

Elina ermahnte ich, sich erst einmal nur ein bisschen zu freuen, der Doktor müsste erst schauen, ob es auch wirklich stimmt und selbst, wenn es so wäre, könne in den ersten Monaten noch so viel passieren. Sie nickte verständig, war aber von Anfang an der Überzeugung, dass es wieder Zwillinge würden und wieder zwei Mädchen, was wir nur belächelten, also wieder Zwillinge, das wahr wirklich zu unwahrscheinlich.

Die nächsten Tage ging es mir fortwährend übler und die Erinnerung an das extreme Schwangerschaftserbrechen von vor fünf Jahren holte mich schneller ein als gedacht. Ich konnte kaum mehr beim Ferienhaus-Großputz mithelfen und überlegte nur, wie ich wohl die lange Fahrt nach Hause überhaupt überstehen würde, tja, mit „Kotztüte“ wohl…

11.03.05

Heute Nacht zuhause angekommen und gleich am Vormittag zum Arzt.

Ja, jetzt war es amtlich:

Wir bekommen ein Baby!!! (6 + 6 SSW)

 

 

Die Freude war trotz allem getrübt, denn, Ihr werdet es kaum glauben, Elina sollte Recht behalten, es waren tatsächlich wieder Zwillinge! Aber zwei auf einen Streich scheinen uns wohl nie gegönnt L .

Nicht, dass wir wirklich scharf waren auf Zwillis, zu groß war eigentlich die Angst, dass uns ein ähnlich schreckliches Schicksal widerfuhr wie mit Anica und Elina. Aber dennoch tat der Verlust des anderen Zwillings (irgendwann die Tage zuvor musste ich eine Fehlgeburt erlitten haben) weh, auch wenn es selbstverständlich eine ganz frühe Woche war und es nun nicht so war, dass wir in Tränen ausbrachen, aber es schmerzte halt dennoch! Verstanden hat das allerdings kaum jemand wirklich, schließlich war ja noch ein Baby da, worüber man sich freuen konnte (kannten wir diese Ansicht nicht schon von Elina und Anica? Steht einem bei Zwillingen keine Trauer zu? Der zweite Zwilling ist doch niemals ein Ersatz, er ist eine völlig eigenständige Persönlichkeit! Wir jedenfalls werden Anica niemals vergessen, sie fehlt uns an allerlei Ecken und Enden und besonders auch ihrer Zwillingsschwester Elina, die ihr eigenes Foto von Anica hütet wie den wertvollsten Schatz.

Aber es kam noch schärfer, manche Leute waren sogar der Meinung, wäre es in dieser neuen Schwangerschaft bei Zwillingen geblieben, hätten wir doch über einen Abbruch nachdenken sollen. Wir waren entsetzt! Klar, war das Risiko einer erneuten Frühgeburt höher, aber das sich das FFTS wiederholte war mehr als unwahrscheinlich, weil es ja auch nur den geringen Anteil an eineiigen Zwillingsschwangerschaften mit einer gemeinsamen Fruchthöhle und Plazenta betraf und selbst in diesen Fällen, nur die allerwenigsten davon betroffen waren in mehr oder weniger starker Ausprägung.

Als könne man sich im Leben alles aussuchen, alles beeinflussen. Selbst bei einer Einlingsschwangerschaft konnte viel schief gehen, viel passieren, was man sich so nicht gewünscht hätte, wie wir ja auch etwas später leider selbst wieder erfahren mussten.

Nun ja, das eine Baby war erstmal wohlauf, das Herzchen schlug kräftig und die Schwangerschaft war intakt und stabil. Direkt daneben lag die leicht verkümmerte, kleinere Fruchthöhle mit Pünktchen Nr. 2, aber das kleine Herzchen schlug nimmer! Das musste nun beobachtet werden. Zuhause informierte ich mich erst mal über das „Vanishing Twin-Syndrom“, es kam tatsächlich relativ häufig vor und oftmals geschah es in der frühen Zwillingsschwangerschaft gänzlich unbemerkt, weil die Frau z. B. erst später zum Arzt ging oder der Arzt Gesehenes verschweigt. Ich hatte natürlich furchtbare Angst, was nun mit dem verbliebenen Zwilling geschehen würde, war er sicher in meinem Bauch, wie groß war die Gefahr, auch ihn zu verlieren? Aber all die Angst war unbegründet, wenn auch permanent anwesend. Unser „Weckerchen“ entwickelte sich prächtig und von seinem Zwilling war nach weiteren zwei Wochen schon fast gar nichts mehr zu sehen. Die Fruchthöhle war nahezu komplett absorbiert. Dennoch, ein ganz merkwürdiges, trauriges Gefühl!

* * *

Der Name „Wecker“ war übrigens eine ganz spontane Idee von Elina. O-Ton Elina: „Wenn das Baby erstmal da ist, wird alles anders (woher hat sie diese Weisheit?) und da es dann nachts oft schreit, während ich eigentlich schlafen will, ist es ein Wecker“. Ja, und weil der Wecker noch furchtbar winzig war, wurde daraus ein Wecker’chen’.

31.03.05 - 9 + 5 SSW

Jetzt hatte ich es auch schwarz auf weiß im Mutterpass stehen neben all den Risikofaktoren durch die belastete Anamnese: wieder Hyperemesis gravidarum!!

Hätte ich nicht auch nur einmal davon verschont bleiben können?? Zum Glück wusste ich damals noch nicht, dass dieser Zustand wieder so bis zur 21. SSW andauern würde und das Erbrechen danach nur noch gelegentlich mal auftrat. Sonst wäre ich wohl durchgedreht. Mit ca. 8-12 x Erbrechen hangelte und kämpfte ich mich sozusagen von Woche zu Woche, fest in dem Glauben, dass es diesmal bestimmt mit der 12. Woche aufhören würde, immerhin ließ es da langsam nach, nur noch so ca. 4-6 x täglich überkam mich das Erbrechen, aber die Übelkeit war permanent da. Ich hoffte also auf jede weitere Woche und pendelte in diesen ganzen Monaten (bis zur 16. SSW war es wirklich extrem) eigentlich nur von der Couch ins Bad und zurück und kam nur alle zwei Wochen zum Arztbesuch raus aus den vier Wänden und das auch nur mit Müh’ und Not. Zeitweise waren ein paar ambulante Infusionen nötig, aber auf Medikamente verzichtete ich ganz, auch wenn ich sämtliche Packungen von Vomex A bis hin zu Postadoxin und diversen homöopathischen Mitteln (die leider gar nichts brachten) zu Hause hatte. Ich blieb eisern, auch, wenn es mir oft sehr arg schwer viel, weil ich mir so sehr wünschte, dass wenigstens dieses kleine Mäuschen da in mir von all dem Zeugs verschont bleiben sollte, wenn schon Elinas und Anicas Schwangerschaftsmedikamentenliste zum Haare sträuben lang und schrecklich war. Zum Glück blieb ja wenigstens etwas Nahrung drin, so dass ich zwar nichts zunahm, aber wenigstens mein Ausgangsgewicht gerade eben so halten konnte. Mein Bauch wuchs dafür umso schneller :-) .

Außerdem war ich lange Zeit bereits ab 20 Uhr so hundemüde, dass damit für mich die Nacht begann und das Erbrechen somit bis zum nächsten Morgen ein Ende hatte. Zudem tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass es ja schon viel besser als in meiner letzten Schwangerschaft lief, wo nicht mal mehr ein Schluck Wasser drin blieb, ich mich täglich bis zu 21 x erbrach und deswegen drei Wochen stationär lag und hinterher auch nichts ohne Medis ging. Ein wirklicher Trost war das natürlich nicht, aber irgendwie musste man ja den Kopf über Wasser halten.

1. Screening (9 + 5 SSW)

Elina und Papa dürfen das erste Mal Baby-Video schauen – es strampelt schon kräftig!

Nur ich sollte mich körperlich schonen, da ich zum Teil (noch?) eine Plazenta praevia hatte. D. h. im Klartext: ¾ der Plazenta saß bereits hinten, ¼ aber lag noch tief am Mundermundausgang – es könne also leicht zu Blutungen kommen (die aber zum Glück ausblieben). Mein Arzt war aber optimistisch, dass sich die Plazenta im Laufe der nächsten Wochen noch „herumziehen“ könnte.

Elina jedenfalls war völlig beeindruckt von dem winzigen Wesen in meinem Bauch, erzählte Oma Dudi am nächsten Tag am Telefon aber ganz nüchtern:

„Das Baby ist gestreift mit Silber. Die Höhle war schwarz.“ :-)))

Später meinte sie noch seufzend:

„Ach, könnte doch mein Baby auch nur soo schön rosa sein wie mein Flamingo!“

Rosa ist, wie Ihr ja sicher wisst, Elinas absolute Lieblingsfarbe und das schon seit langem!

 

11. SSW

Nur in einem ganz schwachen Moment nahm ich einmalig ein winziges Vomex A-Dragee, wenngleich ich auch wusste, die Postadoxin halfen letztes Mal viel besser, aber waren nicht ganz so unbedenklich… - jedenfalls kotzte ich nur noch mehr und war obendrein noch hundemüde. Das war also der Strohhalm, den ich immer im Hinterkopf hatte („Bevor ich total zusammenbreche, nehme ich so’n Dragee.“) – und der Strohhalm ist einfach so weggeknickt – ich war am Ende und hätte nur noch heulen können! Warum hatte ich mir das angetan? Aber dann war da dieses warme Gefühl im Herzen, diese Sehnsucht nach genau diesem Kind, welches bereits in mir wuchs - bestimmt wurde es wieder ein Mädchen bei der Kotzeritis! Zumindest hatte ich von Anfang an so das Gefühl – sollte es mich trügen?? …jo, und ich machte weiter wie bisher, ganz ohne Medis.

Elina sorgte sich sehr um mich. Morgens ebnete sie mir stets den Weg ins Bad:

„Mama, ich mach’ Dir schon mal alle Türen auf… und stolpere nicht über die Schwelle… geh’ schön langsam die Treppe hoch.“

Mittags, während sie mit Papa kochte, achtete sie genau auf die Zutatenliste, da ich nicht nur komische Essgelüste hatte, sondern merkwürdigerweise derzeit keine Milchprodukte vertrug.

Beim Kartoffelgratin zubereiten, Elina zu Papa:

„Eh, Papa, wir müssen Mama was anderes kochen, wir machen doch jetzt Sahne und Milch rein, Mama verträgt doch keine Milchprodukte mehr. Ich hab’ sonst Angst, dass sie kotzt.“

Elina ist überhaupt sehr rücksichtsvoll. Sie streichelt das Baby oft und trinkt sogar freiwillig nur noch alle paar Tage Mumi-Pumi (ihr derzeitiges Kosewort für ihre Muma). Sie fragt stets vor dem Trinken, ob sie darf, ich gerade keine Wehen habe bzw. nicht zuviel vorher erbrochen habe.

Wenn sie zum Kindergarten aufbricht, heißt es nun immer: „Tschüß, Mama“ – KUSS auf den Mund; „Tschüß, Baby“ – dicker KUSS auf den Bauch und dann gibt es sogar noch für jeden einen Luftkuss.

Tja, und zum Thema Essgelüste ging es mir ebenso wie in der ersten Schwangerschaft (aber das fand ich erst Wochen später heraus, als ich Elinas und Anicas Schwangerschaftstagebuch hervorkramte), jetzt erschienen mir alles völlig neu:

  • die ersten drei Monate verschmähte ich jede Art von Süßem. Nix mehr mit Schoki, Keks, Kuchen & Co. und Ihr müsst wissen, vorher habe ich mich praktisch davon ernährt ;-)
  • anschließend kam die Pizza/Salat-Phase, natürlich alles frisch (und teuer) vom Pizzamann (wir überlegten schon, ob die womöglich auf ein Schwangerschaftsabo eingehen würden)
  • Fleisch und Fisch konnte ich weder riechen noch essen – bäääh
  • dann kam die „chinesische Glasnudeln-Pfanne“, hielt auch so 2-3 Wochen
  • und zu guter Letzt habe ich etwa eine Woche lang jeden Abend ein halbes Glas in Kräuteröl eingelegten Knoblauch verputzt.

Schlagartig normalisierte sich mein Essverhalten etwa ab dem 5. Monat wieder – fortan konnte ich endlich wieder alles essen. Das machte die Schwangerschaft schon wieder leichter und vor allem billiger J . Dafür brauchte ich recht früh größere Hosen, denn bereits ab der 8. SSW begann mein Bäuchlein zu wachsen und ich passte in keine meiner Hosen mehr *staun*.

 

12. SSW

Das Erbrechen scheint sich tatsächlich etwas zu reduzieren so auf etwa 4-6 x täglich, variiert von Tag zu Tag, aber generell lässt sich sagen, dass mir zwar noch den ganzen Tag schlecht ist, aber direkt brechen muss ich meist nur morgens, manchmal zwischendurch und so ganz doll schlimm wird es erst wieder so ab 16 Uhr bis zur Schlafenszeit, die inzwischen immerhin schon (oder soll ich besser schreiben erst) so bei 21 Uhr liegt. Rein schwangerschaftswochentechnisch müsste das Erbrechen ja jetzt wirklich allmählich verschwinden – bestand tatsächlich Hoffnung?? Ich hoffte, blieb mir ja auch nichts anderes übrig und hangelte mich so weiter von Woche zu Woche… - gut, dass man vorher nicht weiß, wie’s kommt.

14.04.05 - 11 + 5 SSW

Heute stand wieder eine große Sono an, natürlich war auch Elina wieder mit dabei. Der kleine Wecker hat sich sehr schön entwickelt, ist „groß“ geworden (SSL 4,7 cm J ). Von der Seite wollte es sich diesmal partout nicht zeigen, sämtliche Tricks es zur Seitenlage zu bewegen scheiterten (kleiner Dickkopf, was?). Lieber kullerte es vom Bauch auf den Rücken und wieder zurück – immer und immer wieder.

Einen Moment ist es sogar auf dem Bauch gekrabbelt und in Rückenposition trat es heftig mit beiden Beinen gleichzeitig (zum Glück merkt man das noch nicht, kann ja noch heiter werden…) Ein seeehr agiles Kind, laut Arzt – kennen wir das nicht schon?

Elina aber hatte während des fast 15 minütigen Videos wohl nur Augen für gaanz was Anderes. Später im Auto sagte sie hoffnungsvoll:

"Mama, vielleicht haben wir Glück. Es könnte doch ein Mädchen werden, ich habe jedenfalls keinen Penis zwischen den Beinen gesehen." :-))))))

Also, wo dieses Kind wieder hinguckt……tsss….…. Na ja, ein paar Wochen dauert es wohl noch bis man das genau sehen kann.

Eigentlich wollte sie ja immer einen Bruder. Durch Zufall erfuhren wir dann aber, dass sie eigentlich nur deshalb einen Bruder haben wollte, weil sie dachte, dass Schwestern ja immer gleich sterben :-(.  Eineiige Zwillinge stehen sich wohl tatsächlich näher als gedacht, auch wenn sie nur den Bauch miteinander teilen konnten und Elina als kleiner Erdenbürger ihren Weg dann allein weitergehen musste. Sicher hat sie in Anica den besten Schutzengel der Welt. Sie fehlt ihr, aber sie stellt sich immer vor, was Anica wohl als kleines Englein im Himmel gerade macht oder anhat – meist exakt das gleiche wie Elina gerade selbst :-).

Na ja, irgendwie verständlich, dass sie nun gerne eine reale Schwester hätte, so richtig zum Anfassen.

Aber ganz egal, was es nun wird, ob Junge oder Mädchen, dieses kleine Wesen in meinem Bauch hat schon jetzt all unsere Herzen erobert und wir werden es liebevoll in unsere Familie aufnehmen und alles dafür tun, dass es ein glückliches, kleines Weckerchen ist und bleibt.

 

13. SSW

So, damit Ihr seht, dass ich noch lebe nach all den K…wochen (kann es ja selbst kaum glauben), hier auch mal ein Foto von mir:

So nämlich sieht Weckerchens Höhle von außen schon aus.

 

15. SSW

War ja eigentlich kaum anders zu erwarten, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: natürlich muss ich immer noch mehrmals täglich erbrechen, mittlerweile „nur“ noch so 2-4 x täglich. Aber es gibt auch phasenweise schon mal ein paar gute Minuten.

03.05.05 - 14 + 3 SSW

Erneut ein Termin beim Gyn. Dieses Mal wurde das erste Mal abdominal geschallt. Weckerchen gedeiht gut (SSL 7,5 cm, BPD 3 cm). Diesmal haben wir es geweckt! Es hat sich gleich so erschreckt, dass es furchtbaren Schluckauf bekam. Das arme winzige Würmchen wurde dadurch komplett durchgeschüttelt. Es konnte einem wirklich Leid tun.

Und es gab noch eine positive Nachricht für mich: die Plazenta ist bereits hoch gerutscht, sitzt nicht mehr tief im Muttermund – welch’ Glück, eine Gefahr schon mal gebannt!

Schon heute gibt es einen Termin (23.06.05!!) zur US-Feindiagnostik bei Prof. Chaoui (DEGUM III) in Berlin. Ich hoffe, das wird dieses Mal ein Glückstag und endet nicht in einer Hiobsbotschaft wie in der letzten Schwangerschaft. Man ist ja da doch etwas vorbelastet.

Das Geschlecht konnte man noch nicht erkennen (war ja eigentlich auch klar), wir sollen uns da mal voll auf unsere Tochter verlassen… ;-)

 

18. SSW

21. + 22. SSW - 17 + 0 und 17 +1 SSW

In der Nacht von Freitag zu Samstag verspüre ich plötzlich hintereinander ein paar Wehen – Panik! Ich dachte schon, jetzt wäre alles vorbei! Tagsüber waren es dann aber letztendlich „nur“ noch 3 Stück. Das ganze Wochenende sind wir praktisch auf dem Sprung ins Krankenhaus und zitterten Stunde um Stunde. Gleich Montag früh fahre ich zum Gyn.

Tja, und damit nahm dann rückblickend das Unheil seinen Lauf – es sollte wieder eine recht komplizierte Schwangerschaft werden… der Kampf Woche für Woche, Tag für Tag begann…

23.05.05 - 17 + 2 SSW

Die Untersuchung beim Gyn brachte eine sehr schwere bakterielle Scheideninfektion zutage, die ich so nicht bemerken konnte, weil sie tief hinten am Muttermund ablief. Leider war alles total eitrig. Der Muttermund war aber fest verschlossen – welch Glück! Die Wehen waren wahrscheinlich bedingt durch die heftige Infektion. Eine leichte Pilzinfektion hatte ich obendrein und so bekam ich nun eine ganze Reihe Medikamente, leider teilweise auch ziemliche Hammer:

  • ein Antibiotikum (Clindahexal 300) gegen die bakterielle Scheideninfektion,
  • dazu Kadefungin Creme gegen die Pilze, die durch das AB ja nicht weniger werden, im Gegenteil…
  • ein Eisenpräparat, aber weniger wegen des Eisens, vielmehr wegen des darin enthaltenen Rizinus, da das zusätzlich prima Magen-/Darm und Muskeln beruhigt und ich Eisen früher oder später sowieso bräuchte,
  • schließlich wurde ich noch mit Spiropent bombadiert, eigentlich ein Asthma- und Langzeit-Bronchospasmolytikum, welches aber sehr ausgeprägte Wehen hemmende Effekte hat.

Das Wehen hemmende Spiropent sollte ich nun für die nächste Zeit ziemlich hochdosiert einnehmen, aber, wenn sich erst alles wieder beruhigt hätte (oh, bitte!!), wäre es auch das Erste, was wir langsam ausschleichen würden.

Leider machte es mich total zittrig und unruhig am ganzen Körper, das Herz raste, ich konnte kaum schlafen, aber es half ja alles nichts. Wir versuchten es dann mit Spiropent mite, der halben Dosierung, ich musste davon zwar eine Tablette mehr nehmen, dafür war es über den Tag besser verteilt und leicht niedriger dosiert. Es ging mir damit etwas besser – die enorme Zittrigkeit und das Unruhegefühl aber blieb, letzteres leicht gemindert.

Mein Gyn bestellte mich dann noch mehrmals die Woche ambulant zur Infusionstherapie mit Magnesium in extra hoher Dosierung und vielen Vitaminen, vielleicht bekamen wir damit das Erbrechen ja besser in den Griff.

Natürlich sollte ich mich fortan - so gut es eben ging mit einem fast 5-jährigen Hüpfer zuhause – schonen.

Ich fühlte mich wie eine tickende Zeitbombe, schlägt das AB an, sind es die „richtigen“ Bakterien, verstärken sich die Wehen, kommt es zum Blasensprung, kriegt das Baby was von der Infektion ab? All diese Fragen schwirrten wieder und wieder in meinem Kopf herum. Zudem war ich ziemlich niedergeschlagen. Auf der einen Seite wegen all der Medis, die ich so gerne in dieser Schwangerschaft vermieden hätte und nun wieder einmal nicht drum herum kam und auf der anderen Seite hatte ich mit dem traurigen Gefühl zu leben, dass ich in meinen Schwangerschaften irgendwie immer kämpfen muss. Andere bekommen ihre Kinder praktisch fast „nebenbei“, wieder andere rauchen und trinken usw. Wieso kann ich nicht einmal nur eine Schwangerschaft so richtig genießen? So ganz unbelastet ist so eine Folgeschwangerschaft nach all den Schicksalsschlägen der letzten Schwangerschaft ja sowieso nicht, das erwarte ich auch gar nicht, aber wieder all die Sorgen und Ängste bestätigt zu finden, ist schon hart und es sollte noch härter kommen.

Von Matthias bekam ich derzeit auch nicht großartige seelische Rückendeckung. Auf der einen Seite, war es eine Art Selbstschutz, so lange er Distanz halten konnte zu dem Baby, nämlich so lange es bei mir im Bauch war, erschien es für ihn einfacher, er wollte und konnte noch keine zu starke Bindung aufbauen, aus Angst, einen erneuten Verlust nicht zu verkraften. Andererseits aber hatte er von dieser Schwangerschaft bereits jetzt die „Schnauze“ voll nach all der Kotzeritis, dabei war ich davon ja eigentlich betroffen. Für ihn stand schnell fest, dass diese Schwangerschaft für ihn die allerletzte war, zeitweise dachte er sogar, hätte er sich bloß nicht drauf eingelassen. Trotzdem war die ständige Spuckerei bei mir auch irgendwie Alltag für ihn, er kannte das ja schon vom letzten Mal und erwartete irgendwie doch, dass ich voll funktionierte. Ich hätte ihm nur zu gern gezeigt, dass auch bei mir mal alles ganz normal laufen kann. Aber so ausgesucht habe ich mir das ja nun auch nicht und da müssen wir nun eben alle irgendwie durch – den ganzen Ernst der Situation und das alles, hat er glaube ich, erst so langsam an sich herankommen lassen, als ich im Krankenhaus lag. Erst dann gelang es auch ihm immer weniger sich dem Charme seiner kleinen Maus im Bauch zu entziehen. Auch wenn er noch immer versuchte, die Sorgen und Ängste von sich wegzustoßen, an sich abprallen zu lassen, aber so ganz gelang es ihm nicht mehr. Irgendwie fühlten wir uns bald alle mit der ganzen Situation etwas überfordert.

24.05.05 - 17 + 3 SSW

Mein Bauchumfang hat schon um ganze 18 cm (!!) zugenommen – Wahnsinn!

Matthias richtet ein E-Mail-Postfach für unser „Weckerchen“ ein – das ist ja nun auch absolut notwendig *breitgrins*, PC-Profis halt, aber auch irgendwie seine Art, seiner im Untergrund vorhandenen Liebe zum Baby Ausdruck zu verleihen. :-)

Wie selbstverständlich legte er aber nur ein Postfach für ein Mädchen (die jeweiligen Namen standen bereits fest) an und erst auf meinen Hinweis, das ja auch ein Stammhalter möglich wäre, ergänzte er noch eine zweite E-Mail- Adresse. Also wer Weckerchen schreiben mag… - ich teile gerne ihre/seine Mailadresse mit.

 

19. SSW

03.06.05 - 18 + 6 SSW

Erneut ein Termin beim Gyn. Die bakterielle Scheideninfektion ist erfolgreich bekämpft, dafür habe ich jetzt eine heftige Pilzinfektion trotz vorbeugender antimykotischer Therapie mit Kadefungin Salbe – also gibt es jetzt auch hierfür eine antibiotische Creme (Sobelin).

 

20. SSW

04.06.05 - 19 + 0 SSW

Mein 31. Geburtstag! Tja, und was soll ich sagen – durch die ewige, nicht enden wollende „Kotzeritis“ und die vorzeitigen Wehen sowieso schon geschwächt, habe ich mir natürlich Elinas Virus eingefangen und während sich unser Töchterchen dank Cortison-Therapie schnell erholt, konnte ich mich gerade eben so noch über meinen Geburtstag retten und im kleinen Kreis ein wenig feiern. Am nächsten Tag lag ich dann aber total flach und dieser Zustand sollte anhalten, denn dann kam eins zum anderen.

Alle paar Tage (06.06./08.06./14.06./15.06./17.06.) war ich nun beim Arzt, denn zur starken Erkältung kam noch dann und wann sporadisch immer etwas Durchfall hinzu, also mal ein Schub, dann wieder ein/zwei Tage Ruhe – ganz merkwürdig. Und da Durchfall ja Wehen begünstigte, wurde ich stets ans CTG gehängt, denn die Wehen hatten wir ja gerade so einigermaßen mit dem Spiropent im Griff. Ansonsten nahm ich noch ein rein pflanzliches Durchfallmittel (Perocur forte) bzw. Kohletabletten, aber so richtig helfen, wollte das eben auch nicht.

08.06.05 - 19 + 4 SSW

Meinem Arzt wurde das nun langsam zu bunt. Erst die bakterielle Scheideninfektion, dann die Pilzinfektion, schließlich die Erkältung und jetzt eben auch noch der Durchfall. Man wusste ja langsam nicht mehr, woher was kam. Kurzerhand schickte er mich zu Prof. Bollmann in die Charité - nur ein paar Tage zur Beobachtung :-(((. Mein Arzt wollte die Verantwortung lieber teilen und eine zweite Meinung einholen, das konnte ich ja voll verstehen, aber im Krankenhaus bleiben wollte ich nun wirklich nicht unbedingt. Wir holten Elina flugs aus dem Kindergarten, das arme Kind wusste gar nicht wie ihm geschah, sie war ja gerade erst 1 1/2 Stunden dort, aber wer wusste schon wie lange das im Krankenhaus dauerte.

Der Prof. checkte mich durch - soweit war alles in Ordnung, der Durchfall, den ich seit dem Tag zuvor hatte hänge vermutlich mit der starken Erkältung zusammen, die ich gerade hatte. Er würde noch ein/zwei Tage abwarten, um dann ggf. Stuhlproben zu entnehmen. Dabehalten würden sie mich wirklich nur im Notfall und das war ich zum Glück noch nicht. Leider wurde beim Ultraschall eine absolute Zwangshaltung beim Baby entdeckt, es konnte gar nicht vermessen werden, man kam ab Bauch gar nicht mehr tiefer, Po und Beine steckten irgendwo unten, außerdem lag es verkrümmt, so dass ich sofort zur pränatalen Diagnostik zum Feinultraschall geschickt wurde. Das musste abgeklärt werden, es könne auf Behinderungen oder Störungen beim Kind hinweisen, es könne aber genauso gut durch die Bauchkrämpfe (Durchfall! Musste den Prof. ja sogar noch warten lassen) hervorgerufen sein. Als wir da wieder durch diesen langen Gang mit den automatischen Türen liefen (dieses Geräusch werden wir nie vergessen! Matthias und ich tauschten erinnernde Blicke), holten uns all die Geschehnisse von vor 5 Jahren wieder ein. Und wieder war da diese entsetzliche Angst, diese Panik um das Baby als wir auf die Untersuchung warteten.

Zum Glück war dann aber alles wieder in bester Ordnung. Vermutlich lag es wirklich nur durch meine Bauchkrämpfe wegen des Durchfalls verquer. Das Baby jedenfalls wurde komplett durchgecheckt und sowohl Herz als auch Gastrointestinaltrakt, Schädel, Gehirn, Gesicht, Wirbelsäule, Hals, Thorax, Bauchwand, Extremitäten und das Gesamtskelett zeigten einen sonographisch unauffälligen, zeitgerechten Befund. Auch die Zervix war 3,9 cm lang. Da plumpste uns aber ein gewaltig großer Stein vom Herzen!

Auch erfuhren wir, dass es sicher wieder ein Mädchen!!:-))) werden würde und unsere Freude war riesig! Dank 3D und 4D-Ultraschallaufnahmen in Farbe hatte Elina nun auch eine viel bessere Vorstellung von ihrem Schwesterchen in Mamas Bauch.

 

21. SSW

17.06.05 - 20 + 6 SSW

Es war Freitag. Mittags war ich noch beim Gyn und sagte ihm gerade, dass der Durchfall seit Mittwoch Nachmittag wieder weg war und kaum zuhause fängt das wieder an. Während Elina mit Papa ab 15 Uhr beim Voltigieren war, kam ich plötzlich gar nicht mehr von der Toilette weg und bekam heftigste Bauchkrämpfe. Es kam nur noch Wasser und Blut, etwas Schleim und ich behielt nicht einmal mehr einen Schluck Wasser in mir. Nach drei Stunden war ich so erschöpft, dass ich mich einfach auf den Badezimmerfußboden legte, weil ich mich nicht mehr einen Zentimeter von der Toilette wegtraute. So fanden mich Matthias und Elina. Matthias rief sofort den Arzt an, der meinte, im Zweifelsfall ins Krankenhaus (er wusste ja wie furchtbar gern ich das Krankenhaus vermeiden würde wegen Elina), ansonsten solle ich gleich morgen früh am Samstag zu ihm in die Praxis kommen. Er empfahl zu dem Durchfallpräparat noch warme Oberbauchwickel, um die Krämpfe zu mildern.

Matthias machte Elina erst einmal „bettfertig“, während ich mich etwas von den Strapazen der letzten Stunden auf der Couch erholte. Der Durchfallschub war endlich vorüber, klar, war ja nun auch wirklich nichts mehr drin. Ich überlegte noch, ob es vernünftiger war, doch gleich in die Klinik zu fahren oder am nächsten Tag zu meinem Arzt. Als dann aber plötzlich Wehen in regelmäßigen Abständen (alle 5 Minuten etwa) kamen, stellte ich mir diese Frage nicht mehr. Wir packten schnell eine Kliniktasche, zogen Elina im Schlaf an und fuhren ins Krankenhaus.

In der Charité angekommen, wurde ich gleich ans CTG gehängt, die Wehen waren aber bereits wieder rückläufig, schon noch ein paar vereinzelte, aber nichts Dramatisches.

Unser Baby war zum Glück wohlauf; der Muttermund war fest und zu. Mit einem Fuß stand ich schon im OP, weil man eine Analvenenthrombose vermutete, die gleich hätte operiert werden sollen, denn ich hatte heftigste Schmerzen beim Sitzen, Liegen, Gehen, Stehen… - es waren dann aber glücklicherweise „nur“ Hämorrhoiden 4. Grades. Mit Hämorrhoiden hatte ich eigentlich nur in der letzten Schwangerschaft durch Verstopfung arg zu tun, hinterher wurde ich sie zwar nie mehr so richtig los, arge Probleme bereiteten sie mir aber bis dato nicht. Durch den starken Durchfall waren sie nun immens geworden – es waren praktisch vier pralle, schmerzhafte Ballons mit einem Durchmesser von je 3-4 cm!!!! Ihr könnt Euch sicher diese Höllenschmerzen vorstellen.

Natürlich musste ich im Krankenhaus bleiben und wurde sogleich an den Tropf gehängt.

Nach all den Untersuchungen war es mittlerweile nachts um 1 Uhr als ich endlich aufs Zimmer geschoben wurde. Der Abschied von Elina (der erste nach fast 5 Jahren, abgesehen von der Klinikzeit damals) fiel mir schwer, weil ich merkte wie sehr sich Elina zusammennahm, obwohl ihr Herzchen blutete. Ihre Tränen gaben mir den Rest, aber ich durfte mir nichts anmerken lassen, ja, musste sie gar ermuntern. Sie gab mir ihr Pferdchen zur Nacht, damit ich und das Baby nicht so allein waren. Ich war total gerührt. Diese erste Krankenhausnacht fand ich kaum in den Schlaf. Ich war einerseits zu aufgewühlt von den Geschehnissen des Tages, zu erschöpft von den gesamten letzten zwei Krankheitswochen und auch die Infusionsflaschen wurden mehrmals nachts gewechselt und andererseits vermisste ich Elina, die sonst immer die Ärmchen um meinen Hals schlang nachts und eng an mich gekuschelt schlief. Wie es ihr wohl gerade erging?

Am nächsten Tag rief gleich mein Gyn in der Früh bei uns zuhause an. Matthias teilte ihm mit, dass ich bereits in der Charité läge...

Fortan hat er sich alle paar Tage dort nach meinem Gesundheitszustand erkundigt - auf meinen FA kann ich wirklich zählen!

 

22. SSW

Die nächsten Tage im Krankenhaus ging ich durch die Hölle. Trotz 24-h-Infusionstherapie, symptomatischer Behandlung mit Loperamid, Valium, Buscopan und Kohletabletten, 2.5 l schwarzen Tee bzw. Kamilletee im Wechsel und ein/zwei Zwieback pro Tag kam es immer wieder zu schweren, anhaltenden Durchfallschüben von bis zu 5 (!!!) Stunden am Stück verbunden mit heftigen Koliken, es kam fast ausschließlich noch Blut und Schleim. Es wurden Abdomensonographien gemacht, Stuhlproben entnommen und Blut abgezapft. Sonntagabend erhärtete sich dann der Verdacht auf Morbus Crohn, einer chronischen entzündlichen Darmerkrankung, die mein komplettes Leben umkrempeln würde. Ich war zwar auf der einen Seite schockiert, auf der anderen Seite aber auch so erschöpft und von Schmerzen geplagt, dass mir eigentlich alles egal war, Hauptsache sie konnten mir endlich irgendwie helfen.

Der Verdacht lag nahe, da bei der Sonographie eine ausgeprägte Entzündung am Übergang zwischen Dickdarm und Dünndarm (Ileum) festgestellt wurde, dort tritt Morbus Crohn am häufigsten auf. Es wurde schon überlegt, auf Verdacht auf Morbus Crohn zu behandeln, aber das wären schon recht harte Geschütze vor allem für das Baby (Antibiotika, Cortison, Immunsupressiva und andere). Morbus Crohn konnte nur sicher mittels einer Darmspiegelung mit Biopsie diagnostiziert werden, was in einer Schwangerschaft aber kontraindiziert war. Letztendlich beschloss man, mich gleich Montag früh Spezialisten der Gastroenterologie vorzustellen und bis dahin mit einer Therapie abzuwarten. Mir war wirklich mittlerweile irgendeine Diagnose lieber, Hauptsache man konnte endlich handeln. Es war kein Zustand mehr für mich – ich war am Ende! Ich musste noch weitere drei Tage durch diesen Höllentrip, zeitweise mehr in Trance, der Ohnmacht nahe, die Stimmen im Raum klangen ganz leise wie weit entfernt, dabei standen die Ärzte und Schwestern direkt um mein Bett herum. Man versuchte mich zum Trinken und Essen (Zwieback) zu zwingen, man belatscherte mich, damit ich die Augen offen hielt - ich aber wollte einfach nur meine Ruhe, mir war alles gleichgültig, ich wusste aber, wenn ich jetzt einschlafe, wache ich vielleicht nie mehr auf. Es stand kritisch um mich und ich denke, dass waren auch die schwersten Tage für Elina und Matthias. Oftmals war ich nicht mal in der Lage, deren Besuch auch nur zu ertragen. Es war mir alles zu viel – ich konnte nicht mehr und ich wollte auch nicht mehr, es war ein ewiger Kreislauf mit Durchfall – Wehen – Hämorrhoiden und der Erschöpfung danach, der irgendwie nicht durchbrochen werden konnte. Das Baby im Bauch war auffallend ruhig, lag tief unten eingekuschelt und auf Ultraschallbildern umklammerte es die Plazenta.

Ich verbrachte den größten Teil des Tages in Lethargie, zu mir kam ich oft nur durch die schweren Koliken, die mich wieder stundenlang über dem Klo hängen ließen. Irgendwann kamen dann auch noch blutige Darmstücken heraus, das gab mir den Rest. Ich kam mir vor, wie innerlich aufgefressen und in etwa so war es ja auch - dieser furchtbare Keim zerstörte nach und nach meinen ganzen Darm.. Schließlich flehte ich die Ärzte an, irgendwas zu tun, egal was, vielleicht mich in künstliches Koma zu versetzen? Ich war so verzweifelt wie nie vor Schmerzen, Erschöpfung und Ohnmacht.

Die Spezialisten der Gastroenterologie konnten zum Glück Morbus Crohn so gut wie ausschließen, dennoch stand der Verdacht noch mehrmals erneut im Raum.

21.06.05 - 21 + 3 SSW

Eine Darmsonographie beim Spezialisten ergab eine schwere Entzündung des Colon ascendens über eine Länge von ca. 15 cm bis hin zur rechten Colonflexur.

22.06.05 - 21 + 4 SSW

Ein rabenschwarzer Tag und zugleich die Rettung!!

Nachts hatte ich wieder schwere Durchfallschübe mit starken Koliken von denen ich mich vormittags versuchte, zu erholen. Mittags ging es dann wieder los und als auch dieser Schub endlich vorbei war, setzten plötzlich anhaltende, sehr heftige Wehen ein. Das CTG zeigte einen Ausschlag der Wehen von 98-100, einer Wehe folgte unmittelbar die nächste, ich konnte kaum mehr atmen und zugleich rissen sie mich aus der Lethargie, machten mich erneut zur Kämpferin. Mein Baby war in großer Gefahr – das durfte nicht sein!! Ich folgte den Kurven auf dem CTG tränenüberströmt, voller Panik und mit dem ohnmächtigen Gefühl „jetzt ist alles vorbei“, ich war doch erst in der 22. SSW. Die Schwester wurde panisch, schaute, ob ich blutete und rief umgehend den Arzt. In diesem Moment trafen Matthias und Elina ein und Matthias wurde ganz blass als er erfuhr, dass es jetzt Richtung Kreißsaal ging. Zuerst wurde ein EKG gemacht, um zu schauen, ob mein Herz in Ordnung war, denn die Tokolyse (Wehenhemmung mit Adalat), die mir bevorstand, ging sehr aufs Herz und auf den Kreislauf. Während das EKG ausgewertet wurde, machte der Oberarzt in der Pränataldiagnostik noch schnell einen Ultraschall vom unserer Maus. Er wollte sich vergewissern, ob es ihr gut ging.

Sie wurde noch einmal auf Herz und Nieren, sprich komplett, durchgecheckt. Es wurde eine Fetale Echokardiographie gemacht und eine Farbdopplersonographie. Alles war zum Glück okay. Der Muttermund war etwas kürzer als sonst, aber noch fest zu.

Wir waren so sehr in Sorge und versuchten gleichzeitig, in Anwesenheit von Elina so entspannt wie möglich zu klingen. Zum Glück war sie etwas abgelenkt, weil sie auf dem Krankenhausbett mitfahren durfte. Als kleinen Trost für uns alle gab es ein paar sehr schöne 3D-Aufnahmen von unserem kleinen Wecker-Mädchen:

 

  

Das EKG war in Ordnung, es konnte umgehend mit der Tokolyse begonnen werden. Welch glücklicher Zufall, dass wir den Tag zuvor mit einem Freund von uns, Christian, verabredet hatten, dass er heute Nachmittag vorbeikommt, um sich Elina zu schnappen und mit ihr die Vögel füttern geht oder ins Spielzimmer…, damit Matthias und ich ein paar ungestörte Momente für all die Diagnosen hatten, Matthias wollte ja auch stets genau wissen was mit mir ist, klar. Mir ging es ja wirklich sehr schlecht und diesen kleinen Wirbelwind in solch Momenten zu „etragen“, fiel mir unsagbar schwer und dann am besten noch in Geheimsprache zu reden, damit Nina nicht alles mitkriegt, was sie zusätzlich ängstigen könnte, war ganz und gar nicht leicht. Matthias brachte also Elina hoch und konnte bald darauf zu mir zurück in den Kreißsaal kommen. Dort lag ich eine Stunde unter Intensivüberwachung (sowohl ich als auch das Baby), während mir die Wehenhemmer verabreicht wurden. Ich vertrug sie recht gut und sie schlugen an, die Wehen wurden etwas schwächer und der Abstand zwischen den Wehen vergrößerte sich langsam, aber es zählte sowieso nur eins: unsere Maus musste in meinem Bauch bleiben!!!!

Noch während der Tokolyse mit Adalat, kam eine weitere rettende Botschaft, die mir in dieser nahezu hoffnungslosen Situation gleich ein Stück mehr Optimismus bescherte:

Sie hatten endlich den Keim gefunden: CLOSTRIDIUM DIFFICILE !!!!

Und endlich, endlich, endlich konnte mit der Behandlung begonnen werden. Denn jetzt gab es auch eine Diagnose! Ich hätte die Hebamme küssen können, die mir diese freudige Nachricht überbrachte. Ich bekam noch während der Tokolyse ein Antibiotikum (Clont 400 mg), welches ich nun die nächsten 11 Tage dreimal täglich nehmen musste, damit dieser Keim ausgerottet werden konnte, der bei mir zu einer lebensbedrohlichen, schweren pseudomembranösen Colitis mit schwerem klinischen Verlauf geführt hatte. Leider würde das Antibiotikum erst etwa in 1-2 Tagen beginnen zu wirken, was hieß, dass mir noch maximal zwei harte Tage bevorstanden, aber für mich war es immerhin ein Lichtblick am Ende eines langen dunklen Tunnels, wenn auch ein schwacher – dennoch gewann die Zuversicht wieder Oberhand. De Tokolyse mit Adalat wurde über die nächsten Wochen zuerst mit 3 x 40 mg pro Tag fortgesetzt, konnte dann aber zur Entlassung bereits auf 3 x 20 mg reduziert werden.

Bald konnte ich wieder hoch auf mein Zimmer. Leider ging es mir gar nicht gut, ich hatte zuerst wieder schwere Koliken und dann war ich wieder mehr in Trance als alles andere. Die ganzen Medis, die Sorgen, die Strapazen hatten mich erneut schwer erschöpft. Die Schwester saß die ganze Zeit an meinem Bett und versuchte mich wach zu halten. Ich wollte wie schon so oft einfach nur meine Ruhe.

Unter den Wehenhemmern kam es aber in der gleichen Nacht, gegen 23 Uhr noch einmal zu heftigen, anhaltenden Wehen, die auf dem CTG in der Stärke und Intensität wie mittags erschienen. Es wurde umgehend mit den Ärzten telefoniert und ich wurde erneut sofort in den Kreißsaal gebracht. Dort wurde ich zusätzlich noch mit zwei Valium-Tabletten bombadiert, die nicht recht anschlagen wollten. Es wurde wieder ein Ultraschall gemacht und auch der Muttermund wurde überprüft. Unter den Wehen verkürzte er sich zwar stetig, erholte sich aber immer wieder. Man beschloss, die nächste Adalat-Gabe vorzuziehen (um Mitternacht hätte ich die eh nehmen müssen) und die Wirkung abzuwarten. Ich war inzwischen total schläfrig und bekam als Betthupferl noch zwei süße Aufnahmen von unserer Maus:

 

Die Wehen waren dann tatsächlich wieder rückläufig, wenngleich auch sehr langsam. Ich durfte wieder hoch auf mein Zimmer und endlich ließ man mich schlafen.

Ab und zu wurde ich noch von den Wehen geweckt, aber schließlich schlief ich wie tot bis zum nächsten Morgen.

23.06.05 - 21 + 5 SSW

Um 8 Uhr morgens hatte ich bereits drei Antibiotika-Gaben intus und es ging mir tatsächlich schon etwas besser. Der Tag war zwar immer noch mit Durchfallschüben und Koliken durchlöchert, aber nicht mehr in dieser unerträglichen Heftigkeit. Das AB schlug wirklich rasch an und schon am darauf folgenden Tag war ich endlich wieder unter den Lebenden nach 7 langen Tagen.

Endlich konnte auch mit dem Kostaufbau begonnen werden, denn die Tage nur mit Infusionen, Tee und max. 1-3 Zwiebacken hatten mich arg geschwächt. Ich musste endlich wieder auf die Beine kommen. Ich bekam eine persönliche Diätassistentin, die mich täglich besuchte und mit mir den Essensplan für den kommenden Tag durchsprach. Sie ließ mir die leckersten Sachen zaubern und das erste richtige Essen genoss ich in vollen Zügen, wenngleich ich auch nur mehr ein paar Löffelchen herunterbekam. Mein Magen musste furchtbar geschrumpft sein.

Auch das Baby war zu neuem Leben erweckt , es strampelte heftig und viel. Unser Weckerchen war so agil, dass eine Feindiagnostik am 28.05.05 nach einer Stunde mit nur zwei Dritteln der benötigten Werte abgebrochen wurde und auf den nächsten Tag verschoben werden musste. Unser Baby war wohl in Partylaune. Die Ärztin hätte uns gerne ein schönes Foto fürs Familienalbum gemacht, aber daran war nicht im Entferntesten zu denken. Immerhin konnten wir einen Arm erhaschen:

29.06.05 - 22 + 4 SSW

Dennoch hatte auch unser Weckerchen etwas unter dieser unfreiwilligen Diät gelitten. Vorher immer zwischen der 50-95 Perzentile liegend, war sie nun auf die unterste Grenze abgerutscht, aber gerade noch innerhalb der Perzentilen, zum Glück! Zudem hatte sie in einer Woche nur 19 g zugenommen. Aber sie war agil und wohlauf und das war das Wichtigste.

 

Mit dem Kostaufbau bei mir ging es aber gut voran, ich hatte unbändigen Hunger. Mir ging es von Tag zu Tag besser. Der Blutdruck war zwar nach wie vor extrem niedrig (90/50) und ich hatte ziemlich viel Wasser in den Beinen und Füßen eingelagert, aber das Wichtigste: der Durchfall war weg, der Stuhl wieder fest und die Koliken waren ebenfalls verschwunden. Hier und da hatte ich noch ein paar Wehen, aber das Adalat nahm ich ja weiterhin. Natürlich musste ich nach wie vor bestimmte Sachen zum Essen meiden und das möglichst die ganze Schwangerschaft hindurch. So durfte ich fortan nichts Fettes, Frittiertes, keine Weintrauben, Kirschen und Birnen essen beispielsweise, und sämtliche Schale von Obst und Gemüse waren ebenfalls Gift für meinen entzündeten Darm. Es würde normalerweise etwa 6-8 Wochen dauern bis die Darmentzündung abheilte, da ich aber schwanger war, würde diese erst nach Schwangerschaftsende wirklich rückläufig sein, zu groß waren die ständigen Reize durch das Kind im Bauch und die wachsende Gebärmutter, die ebenfalls Druck auf den entzündeten Darm ausübte.

01.07.05 - 22 + 6 SSW

Wie gestern schon "vorgewarnt" ;-), darf ich tatsächlich schon vor dem Wochenende nach Hause. Die Ärzte waren sich da zwar noch nicht so einig, aber die letzten Tage war ich ja stabil, mit dem Essen klappte gut, am Wochenende passierte eh nicht viel im Krankenhaus und die restliche Therapie könne auch bequem zuhause durchgeführt werden (Antibiotikum und Wehenhemmer Adalat in Tablettenform). Sicherheitshalber wurde eine Stuhlprobe entnommen, Ergebnis würde dann meinem Arzt mitgeteilt.

 

24. SSW

04.07.05 - 23 + 2 SSW

Mein Gyn hatte den Entlassungsbericht bereits vorliegen. Er reduzierte das Adalat auf 3 x 10 mg pro Tag und ich solle Freitag wieder vorbeischauen.

Ich war noch unendlich schwach auf den Beinen und fühlte mich auch sonst eher bescheiden. Ich verbrachte im Prinzip den ganzen Tag auf der Couch und habe viel geschlafen. Elina hat das zum Glück gut verstanden und sie war ja auch durch ihre Uroma, die sich für die nächsten 3 Wochen extra hier einquartiert hatte, um sich mit Elina zu beschäftigen, ganz gut ausgelastet. So hatte ich die nötige Ruhe, um mich zu erholen - ohne meine Oma wäre das kaum möglich gewesen. Matthias schmiss den Haushalt und werkelte nebenbei an den neuen Zimmern herum. Wir steckten ja mitten im Um-/Anbau und es wurden zeitgleich mehrere Räume auf einmal renoviert. Es war ein ziemliches Chaos bei uns. Ich fühlte mich hilflos, weil ich kaum was beisteuern konnte, außer unsere süße Maus fein zu bebrüten ;-)

08.07.05 - 23 + 6 SSW

Großer Check-Up bei meinem Gyn. Das Antibiotikum war aufgebraucht und ess war weiterhin soweit alles in Ordnung. Auch die Stuhlprobe war negativ - der Keim besiegt!

Leider hatte ich weiterhin ziemlich viele Wehen, selbst bei geringster Belastung (ich lag ja nun schon 90 % des Tages auf der Couch), daher konnte das Adalat nicht abgesetzt werden. Da ich auf dem Beipackzettel aber inzwischen Haarsträubendes lesen konnte (von wegen kontraindiziert in der gesamten Schwangerschaft etc. - Mißbildungen usw. - okay, die in der Charité werden schon wissen, was sie tun und es ist ja sowieso immer eine Nutzen-Risiken-Abwägung und die Tokolyse war ja wirklich notwendig), aber mir war doch lieber, wenn wir wieder auf das Spiropent wechselten, auch wenn es mir darunter nicht ganz so gut ging (Herzrasen, Unruhegefühl, Krämpfe in den Fingern, Zehen und Beinen, starkes Zittern am ganzen Körper zumindest für die ersten zwei Wochen). Aber der Beipackzettel hierzu klang deutlich freundlicher. Man konnte es relativ unbedenklich nehmen, selbst in höherer Dosierung war keine Fruchtschädigung oder ähnliches zu erwarten. Wegen der stark wehenhemmenden Wirkung solle es nur ein paar Tage vor dem Entbindungstermin abgesetzt werden. Der Wechsel auf das Spiropent stellte zum Glück kein Problem dar und siehe da, meine Wassereinlagerungen waren endlich verschwunden - wohl eine Nebenwirkung des Adalat. Dafür hatte ich nun wieder mit den anderen Nebenwirkungen zu kämpfen, aber es half ja alles nichts.

Die Wehen kamen und gingen, mal waren es an die 30 pro Tag, mal "nur" 10 Stück.

 

25. - 27. SSW

Ich brauchte noch gut drei Wochen nach meinem Krankenhaushalt, um wieder ein bisschen auf die Beine zu kommen. Die ganze Geschichte hatte mich doch arg geschwächt. Auch mein Seelenzustand war sehr schwankend. An Tagen mit vielen Wehen, die auch recht schmerzhaft waren, war ich sehr niedergeschlagen und wusste nicht einmal, ob ich es noch einen Tag weiter mit meiner Maus im Bauch schaffen konnte. Wir durften sie einfach nicht verlieren! Noch einmal würden wir das nicht durchstehen. Irgendwie hatte ich auch ein Verantwortungsgefühl gegenüber Elina, was sollte sie von ihrer Mama denken, die scheinbar nicht einmal in der Lage war, ein Kind vernünftig auszutragen, während andere Mütter ihre Kinder praktisch nebenbei bekommen. Elinas Wunsch nach einer realen Schwester war so riesengroß, ich konnte und wollte sie einfach nicht enttäuschen. Wenigsten hatten wir die Grenze der (Über-)lebensfähigkeit von ca. 24. SSW bereits hinter uns gebracht, aber ein wirklicher Trost war das auch nicht, was konnte nicht alles passieren, wenn sie tatsächlich in so früher Schwangerschaftswoche geboren wurde und würden wir das überhaupt noch einmal durchstehen?? Diese lange Intensivzeit, diese enormen Ängste und Sorgen über die Jahre hinaus.... Es zählte jeder Tag. Manches mal musste ich mich regelrecht zwingen, optimistischer zu denken. Ich war dankbar über jeden Tag, über jede Woche, die wir weiterkamen. Samstags war fast immer wie ein kleiner Festtag für uns - wieder eine Woche geschafft!

Beim Gynäkologen war ich weiterhin unter Intensivbetreuung. Einmal die Woche ein großer Check-Up mit allem Drum und Dran (US vaginal und abdominal, Kolposkopie, Tastuntersuchungen, CTG, Blutwerte usw.) war Pflicht, hin und wieder war auch mal ein CTG außer der Reihe angesagt. Dem Baby ging es gut, es wog bereits um die 920 g (+/- 134 g).

27.07.05 - 26 + 4 SSW

Verlaufskontrolle in der Charité. Neben US und Doppler wurde auch hier erneut der Muttermund überprüft. Glücklicherweise war er nach wie vor zu (Cervix 3,5 cm lang). Unserem Mädchen ging es sehr gut. Sie wurde bestens versorgt und alle Werte lagen schön in der Kurve. Lediglich das Gewicht fiel leicht aus der Kurve heraus. Hier wurden 791 g geschätzt. Aber da sonst alles okay war, macht sie vielleicht nächstes Mal gewichtsmäßig einen Schub. Irgendwie wachsen die Kleinen ja gleichmäßig. Mal wächst der Kopf, dann wieder die Beine - das haben wir bei 1 x die Woche Ultraschall schon oft erlebt. Mal war der Kopf grenzwertig, die Woche darauf wieder überdurchschnittlich groß.

Der Oberarzt in der Charité allerdings würde versuchen, das Spiropent jetzt abzusetzen und zu schauen, ob die Wehen noch massiver werden. Er würde anstattdessen lieber das Magnesium wieder erhöhen und etwas "Kosmetik" betreiben wie "absolute Schonung, viel Liegen, kein Stress usw.", was ich ja eh schon machte. Denn irgendwo hat jedes Medikament natürlich seine Auswirkungen auch auf das Baby. Darüber war ich schon irgendwie sehr erleichtert, schon weil mir das Spiropent nicht wirklich gut bekam und erst recht, weil ich dem Baby ja auch so wenig wie möglich Medis zumuten wollte, schließlich hatte auch dieses Baby schon mehr als genug von all diesem Zeugs abbekommen.

Die kleine Maus mit Nabelschnur im Gesicht und Boxernase ;-)

Der Oberarzt konnte inzwischen das Frühgeburtsrisiko bei mir auf unter 5 % einstufen. Er meinte, wenn eine Frau wie ich, die wochenlang unter wirklich massivsten Wehen litt und leidet in dieser Schwangerschaftswoche (27. SSW) noch eine Zervix von einer Länge hat wie ich, kann man davon ausgehen, dass, wenn sie nicht gerade zu den 5 % gehöre, das weiß man natürlich nie, es zu keiner Frühgeburt kommen sollte. Dann hätte der Muttermund sich längst stark verkürzen müssen. Die Wehen waren aber bisher praktisch immer muttermundunwirksam (außer damals bei der Tokolyse, da sah es ja schon so aus, als hätten sie Auswirkungen, aber das konnte ja zum Glück unterbunden werden). Inzwischen war es aber so, dass selbst unter künstlich erzeugten Wehen es zu keiner Verkürzung und Trichterbildung mehr kam. Der Muttermund war stabil und würde es hoffentlich noch eine ganze Weile so bleiben. Lediglich, wenn man eine Muttermundschwäche (Zervixinsuffiziens) hätte, kann es passieren, dass der Muttermund sich urplötzlich öffnet, das ist aber dann immer bis max. 22. SSW der Fall - niemals später und darüber wäre ich längst hinaus. Was er mir nun vorschlagen würde um kein Risiko einzugehen, wäre, die Zervix 1 x pro Woche per Vaginalultraschall zu untersuchen (das machte mein Arzt sowieso schon) und erst wieder mit Wehenhemmern usw. zu behandeln, wenn tatsächlich weit vor dem Termin eine Verkürzung stattfinden sollte.

Das war doch mal ein Wort!!!! Ich schwebte praktisch gerade zu im siebten Himmel - endlich hatten wir wieder eine echte Perspektive!! Wir sind dann gleich noch ein paar Babysachen einkaufen gegangen, wer weiß, wann sich dazu sonst wieder die Gelegenheit bot.

29.07.05 - 26 + 6 SSW

Und noch eine Hürde haben wir genommen! In der 26 + 6 SSW wurden vor fast 5 Jahren Elina und Anica geboren! Ab jetzt konnte es eigentlich nur noch vorwärts und aufwärts gehen :-)

 

29. SSW

Es ist unglaublich, wir haben es tatsächlich schon bis hier her geschafft, das war das wenigste Ziel, was ich mir gesteckt hatte. Jetzt schaffen wir es hoffentlich auch noch weiter. Ich sage ja immer, ab 1. Oktober darf sie kommen, wann immer sie mag, denn dann hätten wir schon sagenhafte 36 + 0 SSW. Hoffentlich kriegen wir das hin! Aber kurzfristige Kündigungen vor Oktober akzeptieren wir einfach nicht!!!

Inzwischen gehe ich einmal die Woche in die Charité zur Zervixlängenmessung - bis dato war weiterhin alles okay. Wehen habe ich zwar immer noch mal mehr mal weniger, aber zumindest sind sie ohne Wehenhemmung mit Spiropent auch nicht mehr geworden. Stattdessen fühle ich mich eigentlich sogar viel wohler als mit dem Zeugs. Die ganzen Nebenwirkungen sind weg und das ist dann schon ein ganz anderes Lebensgefühl, auch wenn ich nach wie vor viel Liegen muss, was mir auch nicht gerade leicht fällt, aber dennoch, ich weiß ja, worum es geht und für wen ich es tue.

Weckerchen breitet sich mehr und mehr aus!

Unsere kleine Maus ist so agil, ich frage mich wirklich manchmal, wann sie überhaupt schläft!!?? Jedenfalls nicht dann, wenn ich das gerne tun würde und tagsüber ist sie auch ständig am Klopfen und Treten und Boxen. Ich habe mehrmals täglich riesige Beulen im Bauch, manchmal ist er auch total schief, eine Seite hoch – wie eine Rutschbahn. Das kenne ich ja schon von den Zwillis, aber die waren doch zu zweit!! Oft habe ich auch direkt ein Füßchen in der Hand und ich muss schon gegenhalten, nicht, dass es mal raushüpft ;-).

Oft singen Elina und ich ihr ein ganz bestimmtes Gute-Nacht-Lied und das freut sie jedes Mal enorm!

Elina hat ihrer kleinen Schwester schon einen Body ganz schön bemalt, sie hat sich extra ganz viel Mühe gegeben, denn auf Stoff malt sich das verdammt schwer, einen kleinen Fisch hat sie auch noch dazu gebastelt:

 

Übermorgen, am 10. August (28 + 4 SSW mit Baby-inside), wird unsere damals winzig kleine Elina nun schon 5 Jahre alt, kaum einen Cent hatte man damals auf sie gewettet und mit was für Prognosen sind wir heim... - unglaublich wie doch die Zeit vergeht und dass wir sie tatsächlich schon soo groß gehäkelt haben.

Wir sind so unsagbar dankbar für dieses immense Glück, was wir mit Elina tagtäglich erleben dürfen, haben wir doch mit Anica das Gegenteil erfahren müssen

– sie bleibt unvergessen und wird von uns allen innig geliebt!

…und es ist noch immer unfassbar, dass da ein nicht mehr ganz so winziges Wesen in meinem Bauch herumhüpft, welches Elina bald zur (jetzt schon stolzen), großen Schwester macht!!

 

30. SSW

17.08.05 - 29 + 4 SSW

Erneut ein Termin in der Charité.

Der Muttermund ist nach wie vor zu und 34,0 mm lang. Unserem Baby geht es gut, es liegt bei allen Messwerten zwischen 30-50 % und wiegt derzeit etwa 1403 g (wow, das ist ja bald das Dreifache von Elina :-)). Auch Fruchtwasser, Plazentastruktur etc. und sämtliche Organe des Babys waren unauffällig.

Trotzdem gab es auch eine weniger erfreuliche Nachricht. Der OA entdeckte im Ultraschall am rechten Auge des Babys eine Dacryocystocele (Verschluss des Tränenwegkanals mit Zystenbildung). Bei diesem Krankheitsbild kommt es innerhalb der Tränenwege durch den Verschluss zu einem Sekretstau, der zu einer mehr oder minder starken Schwellung unterhalb des nasalen Lidwinkels führt. Daher auch Cystocele (zystische Erweiterung/Ausdehnung des Tränensacks). Dadurch kann es zu Deformierungen der unteren Nasenmuschel oder sogar der Nasenscheidewand kommen. Die Prognose ist aber wohl allgemein recht gut und die Zyste kann sich spontan oder durch Ausdrücken entleeren. Zumeist ist aber ein chirurgischer Eingriff unter Vollnarkose recht frühzeitig nach der Geburt nötig. Je früher, desto besser sind hier die Aussichten, dass Babylein auch später ein normal funktionierendes Tränenkanalsystem hat und nicht so was wie einen „Shunt“ braucht.

Klein-Amelias kongenitale (angeborene) Dacryocystocele ist also eine recht ungewöhnliche, sehr selten auftretende (gutartige) Anomalie. Ihr wisst ja, für so seltene Sachen haben wir ein gutes Händchen *mitdenAugenroll*. In der Literatur sind weniger als 40 Fälle beschrieben, 2 darunter beidseitig, und man findet eigentlich ausschließlich nur englischsprachige Seiten, wenn überhaupt. Kein Wunder also, dass der OA der Pränataldiagnostik in der Charité davon sprach, dass er in den letzten 10 Jahren nur einen Fall hatte und in den letzten drei Wochen plötzlich drei (mit mir), ob’s am Wetter liegt?? Keine Ahnung...

Auf diesem 3D-Bild kann man am rechten Auge von Weckerchen auch als Laie recht gut die Dacryocystocele als dunkle Schwellung erkennen, auch wenn natürlich die Nabelschnur mal wieder im Gesicht herumhängt.

Jedenfalls ist diese Dacrycystocele nicht zu verwechseln mit dem was „üblicherweise“ - sprich relativ häufig (etwa 1 von 20 Neugeborenen) - vorkommt, nämlich eine Dacryostenosis (blockierte, verengte Tränenkanäle). Diese erscheint kurze Zeit nach der Geburt und hat eine Selbstheilungsrate von ca. 95 % innerhalb des ersten Lebensjahres, weshalb nur in schweren, hartnäckigen Fällen operiert wird.

 

31. SSW

In den nächsten Tagen und Wochen konnte ich mir noch nähere Infos und diverse Meinungen von Ärzten zur Dacryocystocele von unserem Weckerchen einholen.

Unsere Kinderärztin stand dem eher etwas skeptisch gegenüber, was mich dann doch eher beunruhigte. Sie hofft, dass es auch wirklich „nur“ das ist und nicht irgendein Tumor oder eine Missbildung. Der Oberarzt der Neonatologischen Intensivstation (Neo I) der Charité konnte mich wiederum etwas beruhigen. Er versicherte mir, dass Ultraschall ja praktisch gleich einer Sonografie wäre, man also sicher davon ausgehen kann, dass es dann wirklich „nur“ eine Dacryocystocele ist und nichts Schlimmeres, aber diese muss wohl fast in jedem Fall bald nach der Geburt in einer Augenklinik unter Vollnarkose mittels Sonde durchgespült werden. Auch im Internet habe ich eine Seite gefunden, auf der stand, dass eine Dacryocystocele wohl einfach aufgrund ihres charakteristischen Erscheinungsbildes und ihrer Position mittels Ultraschall diagnostiziert werden kann.

Elinas Augenarzt war ebenfalls erstaunt, was man heute schon alles per Ultraschall sehen kann und sehr interessiert an der Geschichte, da er so etwas noch nie gesehen hat, es sei in der Tat etwas sehr Seltenes. Vermutlich müsse man wirklich abwarten wie es am Auge nach der Geburt aussieht und wie es sich verhält und dann entscheiden wie es behandelt werden muss. Tatsächlich ist es natürlich nichts wirklich Schlimmes, wenn auch nichts Schönes, da es ja behandelbar ist.

So, nun war ich zwar wieder etwas beruhigter, aber dennoch auch traurig. Denn gerade so was wollte ich unserem Weckerchen doch gerne ersparen :-((((. Aber hilft ja nun alles nichts, da müssen wir jetzt wohl durch. Trotzdem, kann denn nicht einmal was „normal“ laufen??? Warum spezialisieren wir uns immer auf so Seltenes??? Fragen, auf die wir wohl nie eine Antwort kriegen werden. Nun, egal wie es kommt – wir schaffen das schon!

Wen das nun noch näher interessiert oder wer mal Fotos dazu sehen will, der kann ja mal unter folgende Links schauen:

Hier eine allgemeine Beschreibung des Krankheitsbildes (natürlich auf Englisch):

Beschreibung

Und hier zwei Fotos von Neugeborenen:

  • wie es wohl im schlimmsten Fall aussehen kann laut OA der Pränataldiagnostik

Bild 1

  • und wie es wahrscheinlich bei unserer kleinen Maus aussehen wird

Bild 2

 

 

Der OA meinte noch, mein Arzt soll keinen Schrecken kriegen, wenn er das sieht, falls er es überhaupt sehen kann, was er nicht glaubt (klar, die Klinikgeräte sind um einiges besser und die Charité ist nach DEGUM III eingestuft), es sei wirklich „nur“ eine Dacryocystocele.

Na ja, eins ist jedenfalls klar: auch Babylein ist wieder einmal ein echter Kämpfer! Und ein Grund mehr möglichst lange in Mamas Bauch auszuharren, draußen kommt’s leider erstmal nur schlimmer :-(.

Wenigstens bin ich immer noch auf freiem Fuß *juchhuu* und das in der 30. SSW!!! Ist doch auch was! Auch gibt es zurzeit keine einzige Indikation für einen weiteren Kaiserschnitt :-). Wenn das Baby in Schädellage liegt (was es momentan tut), dann sollte in jedem Fall eine normale Entbindung angestrebt werden. Mensch, da ergeben sich ja so langsam völlig neue Perspektiven :-)).

20./21.08.05 - 30 + 0/30 + 1 SSW

Und es steckt doch der Wurm drin! Elina steckt sich im Kiga bei den hustenden Kindern an und bekommt prompt eine Lungenentzündung trotz ihrer Dauer-Cortison-Therapie. So ein Mist! Wir sind ständig am Inhalieren und klar, mich erwischt es auch! Das ganze Wochenende huste ich wie verrückt und Montag kommt dann doch noch der schon gefürchtete „fette“ Schnupfen hinzu, der auch Elina schon seit ein paar Tagen plagt. Zu allem Überfluss kam die vorzeitige Wehentätigkeit auch wieder gut in Gang, weil der Bauch durch den Husten ja ordentlich durchgerüttelt wurde und wenn man da eh schon zu neigt, der Körper erinnert sich blitzschnell und man ist so ausgeliefert – blöder, ewiger Kreislauf!!!

Dabei ging es mir die letzten zwei Wochen ausgesprochen gut, verhältnismäßig natürlich. Die Wehen waren total rückläufig, nur mehr so ca. 5 Stück pro Tag maximal, im Gegensatz zu etwa 25 pro Tag vorher. Ich konnte sogar wieder mehr im Haushalt machen, mal ein bisschen Bügeln oder so – klar, alles mit viel Ruhe und Zeit, aber das war ja ein ganz neues Lebensgefühl, endlich wieder mehr auf den Beinen sein zu dürfen. Und nun wieder ein Rückschlag, aber der war ja hoffentlich nur vorübergehend. In ein paar Tagen würde es mir sicher besser gehen.

23.08.05 - 30 + 3 SSW

Mein Facharzt war aus dem Sommerurlaub zurück und ich hatte einen regulären Termin.

Ich hing total in den Seilen und musste mich regelrecht hinschleppen. Inzwischen hatte ich sogar etwas Fieber, was natürlich wegen des Babys gleich mit Paracetamol in Schach gehalten werden musste. Dann hatte ich auch noch jede Menge Zucker im Urin, weshalb gleich noch mal der Blutzucker kontrolliert wurde, nicht das ich noch eine Schwangerschaftsdiabetes entwickelte. Zum Glück war der Wert aber im Rahmen. CTG war auch soweit okay, also ab zurück ins Bett mit mir und die Bronchitis "pflegen".

Die nächsten Tage schleppte ich mich dahin, aber schon bald war auch der olle Virus wieder überstanden und es ging mir (Elina schon etwas eher) wieder viel besser.

 

32. SSW

31.08.05 - 31 + 4 SSW

Ich melde mich zusätzlich im Waldkrankenhaus in Berlin zur Geburt an. Klar, zählt nach wie vor der absolute medizinische Sicherheitsstandard fürs Baby, wobei der im Waldkrankenhaus mit Perinatalzentrum durchaus auch gegeben ist, aber je mehr es nun in Richtung „spontane vaginale Entbindung“ geht, darf ich auch ein klitzekleines bisschen an mich denken und die Wöchnerinnenstation ist hier einfach schöner, ruhiger als in der Charité, die eben auf Risikopatienten spezialisiert ist, dort werden halt Schwangere aus ganz Deutschland eingeflogen. Außerdem hat das Waldkrankenhaus zwar den Nachteil der noch etwas weiteren Entfernung (1 h 15 min) als bis zur Charite (ca. 50 min), aber den unschlagbaren Vorteil, dass rund ums Waldkrankenhaus einige Verwandte und Freunde von uns wohnen, die Elina während der Geburt ihres Schwesterchens liebevoll umsorgen würden. Direkt gegenüber dem Waldkrankenhaus wohnt beispielsweise Elinas geliebte „Uroma“, das sind gerade mal 5 min Fußweg – also ideal, so dass unser großes Mäuschen auch eben mal schnell wieder bei uns sein kann. Natürlich werden auch meine Eltern versuchen, rechtzeitig von der Nordsee zu kommen, meine Mutter hat dafür eigens drei Wochen Urlaub aufgespart, aber eine spontane Entbindung ist eben leider nicht wirklich planbar und erst recht nicht, wenn noch andere Faktoren wie vorzeitige Wehentätigkeit mitmischen. Na, wir werden es ja sehen – lassen es einfach auf uns zukommen. In der Charité bin ich ja sowieso in Behandlung, kann mich also jederzeit auch entscheiden, dort zu entbinden.

01.09.05 - 31 + 5 SSW

Erneuter Rundum-Check beim Gynäkologen:

Weckerchen gedeiht prächtig und steht gut im Futter - geschätztes Gewicht 2230 g!!! Klar, gibt es eine relativ große Schwankungsbreite, aber mein FA meinte, über 2000 g hätte sie auf jeden Fall – absolut unvorstellbar für mich, das ist ja schon „fett“ grins - das Gewicht hatte Elina etwa zur Entlassung! CTG war auch in Ordnung, wenngleich nach dem blöden Virus letztens der Bauch immer noch etwas öfter hart wurde. Der Muttermund war auch noch lang und zu (Zervix 34,0 mm) puh, ABER bereits sehr weich – also nun doch wieder verstärkt liegen, schade, aber na ja, soo lang ist’s ja nun nicht mehr.

Baby liegt aber weiter brav in Schädellage :-) und ich kugele schon durch die Gegend. Mein Bauchumfang hat jetzt um fast 30 cm zugelegt (67 cm vor SS, jetzt 96 cm) und gewichtsmäßig habe ich in den letzten Wochen auch endlich 8,5 Kilo zugelegt *staun*.

 

33. SSW

08.09.05 - 32 + 5 SSW

Und wieder ist eine Woche herum!

Die letzten zwei Tage waren allerdings sehr qualvoll, weil ich wieder heftigst mit meinen Hämorrhoiden IV. Grades zu tun bekam – ich konnte weder sitzen, laufen, stehen, schlafen... Es war die absolute Hölle. Nachts schlief ich vor Schmerzen maximal zwei Stunden, essen tat ich grundsätzlich im Stehen am Tisch. Matthias besorgte mir vom Arzt zwar gleich die Creme, die ich auch im Juni in der Charité bekam, aber die half ja leider auch nicht von jetzt auf gleich. Ich war praktisch gar nicht mehr ansprechbar, war total gereizt, weil es so höllisch wehtat.

Zum Glück hatte ich heute meinen wöchentlichen Arzttermin. Mein Gyn. ist fast nach hinten weggekippt als er das Ausmaß sah und alle dort dachten nur „die arme Frau“. Ich bekam einen Sitzring verschrieben, Salbe mit einem starken Lokalanästhetikum (die half wirklich recht schnell) und Cortisonzäpfchen. Mein Arzt versuchte dann ganz vorsichtig (aber das nützte in dem Fall ja auch nichts mehr – es waren Höllenschmerzen!!) die „Ballons“ wieder hineinzudrücken bzw. etwas kleiner zu kriegen, damit ich wenigstens wieder überhaupt wieder sitzen konnte. Ich lag auf dem Behandlungsstuhl steif wie ein Brett, atmete gar nicht mehr und umklammerte die Fußstützen. Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus und er meinte, wir lassen es dann jetzt auch. Immerhin hatte er eine Seite schon etwas hereindrücken können. Eigentlich meinte er, täte er normal nichts, er mache das nur aus Mitleid und guckt mich dabei auch gar nicht an, er wolle gar nicht sehen, wie ich dabei fühle.

Nachdem das überstanden war, machte er noch Babyultraschall und Vaginalultraschall. Das Baby war in der letzten Woche leider auch nicht groß gewachsen, entsprach immer noch einer 31 + 5 SSW. Ansonsten war es aber munter und agil und auch das CTG war gut. Also erstmal kein Grund zur Besorgnis, sie lag in den Kurven immer noch bei 30 % und nächste Woche hatte ich in der Charité sowieso einen Termin in der Pränataldiagnostik zur Verlaufskontrolle und zum Doppler.

Leider hatte sich der Gebärmutterhals aufgrund der Wehen aber in einer Woche um gut einen Zentimeter verkürzt (nur noch 24 mm Cervixlänge – unter 25 mm Frühgeburtsgefahr!) und obendrein hatte sich ein Trichter gebildet. Das Köpfchen lag bereits im Geburtskanal und drückte stark auf den Muttermund, der aber glücklicherweise immerhin noch zu war. Mit diesem Befund würde ich ganz sicher nicht bis zur 38. SSW kommen. Wenn ich keine Wehen hätte, würde ich wohl noch etwa 10-14 Tage schaffen und ab dann könnte es jederzeit soweit sein. Nach Möglichkeit sollte ich nun streng liegen und die „guten alten“ Wehenhemmer waren auch wieder angesagt, denn leider hatte ich nach wie vor Wehen und die darauf folgenden Tage sogar sehr heftig und oft, so dass wir aus Sorge am Montag gleich wieder zum Gyn. fuhren.

 

34. SSW

12.09.05 - 33 + 2 SSW

Zum Glück war alles soweit im grünen Bereich. Die Hämorrhoiden waren zwar noch da, aber deutlich kleiner und die Cervix hatte sich durch das Liegen auf 30 mm erholt :-) – nur der Trichter war leider etwas größer geworden – alles in allem war der Arzt jetzt aber recht zuversichtlich, dass ich es bis zur 36. SSW schaffen könnte – das wäre einfach nur gigantisch!!! Irgendwo hat einen ja nun auch der „Ehrgeiz“ gepackt. Nicht, dass es noch so schlimm wäre, wenn’s Mäuschen jetzt schon käme, aber einen Klinikaufenthalt von mehreren Wochen wollte ich ihr und uns schon gerne ersparen, ist ja klar. Auch würde es sich mit dem Stillen schwieriger gestalten und man weiß schließlich nie, was es noch für Komplikationen geben kann – okay, alles nur „Kleinigkeiten“, wenn man selbst schon ein Extremfrühchen von 550 g einigermaßen groß gehäkelt hat, da kommen einem diese Schwangerschaftswochen mit der 3 davor schon irre vor, aber dennoch: je länger sie in meinem Bauch bleibt, desto besser für sie!

Und daher malen wir extra noch ein paar Gitter dran, sicherheitshalber:

Keine Ausbruchversuche vor dem 1. Oktober (36 + 0 SSW), kleines Weckerchen!

Elina hat auch schon ein Bild für ihr Schwesterchen gemalt, es hängt bereits über der Wickelkommode, das Babyzimmer ist so gut wie fertig, was nicht heißt, dass sich Weckerchen schon auf den Weg machen soll – nein, nein, sie sollte sich besser an die o. g. Abmachungen halten und wenigstens jetzt noch auf ihre Eltern hören ;-)

 

14.09.05 - 33 + 4 SSW

Verlaufskontrolle in der Charité

Leider ist "mein" Oberarzt nun nicht mehr an der Charité, denn ihm habe ich voll vertraut. Die Untersuchung machte eine Ärztin, die ich noch nicht kenne.

Soweit war erstmal alles im grünen Bereich. Die Zervix war ausreichend lang und es war keine (!) Trichterbildung darstellbar, okay, die halten sich an die europäische Norm, wodurch sich Unterschiede bei der Beurteilung durch den niedergelassenen Arzt und dem Krankenhaus ergeben können – trotzdem, ist man verunsichert. Wir könnten es also durchaus noch bis zum Termin schaffen! Was soll man da noch glauben??

Die Dacryocystocele war leider lagebedingt nicht einstellbar, so dass hier keine Kontrolle durchgeführt werden konnte. Sie sollte sich aber normalerweise nicht vergrößert haben, man müsste halt das nächste Mal noch mal draufschauen.

  

Das Baby ist munter und seehr agil, gedeiht derzeit aber nur sehr langsam und krepelt an der untersten Grenze herum (0-10 %), aber immerhin es wächst! (Gewichtsschätzung hier: nur 1862 g *schluck* - aber ich weiß ja, darauf sollte man nicht wirklich viel geben und die Charité scheint diversen Erfahrungen nach sowieso eher das Mindestgewicht zu schätzen. Aber auch die anderen Werte sind alles andere als „propper“.

Allerdings zeigt auch meine Plazenta bereits Alterungserscheinungen. Es liegt eine leichte Verkalkung (Grannum Grad 1-2) vor.

Magen und Harnblase vom Weckerchen sind aber gut gefüllt, Fruchtwasser ist ausreichend vorhanden und der umbilikale und fetale arterielle Doppler ist momentan noch normal und unauffällig. Lediglich beim Doppler maternaler Gefäße liegen die Werte links an der Grenze bzw. leicht außerhalb der Norm, was eben für die Verkalkung spricht, aber die rechten Werte liegen voll in der Mitte, wodurch diese Seite den Ausgleich schafft. Der uteroplazentare Widerstand ist also erstmal normal – kein notching!

Sicherlich ist dies ein kontrollbedürftiger Befund, aber grundsätzlich erstmal kein Grund zur Besorgnis. Erneute Dopplerkontrolle in zwei Wochen.

Das aber auch immer noch wieder was Neues hinzukommt – kann es nicht wenigstens in den letzten Wochen mal ruhig und entspannt zugehen? In dieser Schwangerschaft braucht man wirklich eine Extraportion Humor und Optimismus, sonst hätten wir alle wohl längst schon den Kopf in den Sand gesteckt. Aber traurig ist es irgendwie schon – und so’n bisschen tritt auch ein evtl. Kaiserschnitt nach der Diagnose wieder mehr in den Raum, leider... Soweit ich weiß, ist ja eine Einleitung zumindest mit Prostaglandinen, sofern sie nötig werden sollte, nach einem Kaiserschnitt mit deutlich höherem Risiko der Uterusruptur verbunden, weshalb man die dann eher meidet und schnell zum vermeintlich sichereren Kaiserschnitt überschwenkt. Aber warten wir es einfach ab und letztendlich ist die Geburtsmethodenwahl sowieso nicht entscheidend – Hauptsache es geht unserer Maus gut, nur das zählt.

35. SSW

22.09.05 - 34 + 5 SSW

Termin beim FA.

Fürs CTG gab es 10 Punkte und auch sonst war alles im grünen Bereich bis auf eine leichte Pilzinfektion. Nur der Blutzucker musste wie immer nachkontrolliert werden, da ich schon die letzten Wochen immer Zucker im Urin hatte, der Blutzuckerwert hinterher aber immer okay war, man gönnt sich ja sonst nichts... Wehen hatte ich schon seit ein paar Tagen fast gar nicht mehr und tatsächlich auch hier wurde bestätigt (ohne vorherige Kenntnis des Charité-Briefes), dass sich der Muttermund bestens „erholt“ hatte, er war zwar nach wie vor butterweich und das Köpfchen drückte ordentlich, aber noch fest zu und wieder schöön lang (fast zu lang für die SSW *g* - der Gyn meinte, wir kämen so locker über Termin und müssten noch nachhelfen, ich bräuchte wohl einen zweiten Anlauf...) und auch der Trichter hatte sich fast vollständig zurückgebildet.

Amelias „Knastbilder“ haben doch ihre Wirkung nicht verfehlt. Ich habe so den Eindruck je länger die Schwangerschaft nun doch glücklicherweise dauert, desto gemütlicher richtet es sich unsere Maus bei mir ein. Klar wird es ihr nun langsam zu eng, aber das stört sie nicht die Bohne, sie verschafft sich dann halt den Platz in dem sie mich ordentlich ausbeult oder den Mageninhalt in einem Schwung wieder hinausbefördern lässt, wird wohl ein echten Kicker-Profi – keine Rücksicht auf Muttern, tss, aber wenigstens hört sie noch ;-). Sie pendelt mehrmals täglich von der linken auf die rechte Seite *aua* und dann habe ich mal die Füße links und mal rechts, die sie sich dann gerne kraulen lässt. Am liebsten liegt sie links und mit den Füßen rechts, einen Fuß direkt vor dem Magen (was mein erneutes Erbrechen neuerdings wieder :-(( erklärt) und einen Fuß direkt vor der Leber, genauso hat sie der Doc erwischt. Das Köpfchen drückt total auf den Ischiasnerv, so dass ich große Mühe habe zu laufen, aufzustehen etc. Jeder Gang wird akribisch genau geplant und es dauert dann ewig bis ich irgendwo „Bein-hinterher-ziehenderweise“ angekommen bin. Matthias amüsiert sich und ich komme mir vor wie meine eigene Oma. Aber wir wollen ja nicht klagen, eigentlich genießen wir ja die Wehwehchen der letzten Wochen in vollen Zügen, wer hätte schließlich gedacht, dass wir das je erleben dürfen!

Tja, und jetzt kommt der Hammer: mein FA errechnet ein geschätztes Gewicht von 2867 g!!!!!!!!!!!!!!!! (Wow, das wäre ja „fett“ ;-) ), aber 1 Kilo Unterschied zu den Charitéwerten, das konnte ja nun wirklich kaum sein. Jedenfalls ist sie bei meinem FA eine Woche entwicklungsverzögert, in der Charité glatt vier und halt „small for gestional age“. Was soll man da nun glauben? Wahrscheinlich treffen sie sich irgendwo in der Mitte. Mein Arzt hat dennoch mal seine Werte der Charité übermittelt, sollen die das dort doch nächste Woche beim Doppler noch mal genau überprüfen. Wenn er allerdings meinen Bauch so betrachtet, hat sie sicher 2500 g, sagt er, denn der ist riesig und ich habe auch nicht zuviel Fruchtwasser, was die Ergebnisse verfälschen könnte.

 

36. SSW

28.09.05 - 35 + 4 SSW

Termin zur Verlaufskontrolle in der Charité.

Generell hatte sich nicht all zuviel verändert. Das Baby war nach wie vor viel zu klein und zart „SGA“ (small for gestional age) und wollte nicht so recht wachsen wie es eigentlich sollte (auf der Skala etwa zwischen 0 – max. 20 %), aber lt. Diagnose wahrscheinlich ein normal kleines Kind, weil die Versorgung ja noch stimmte, Magen und Harnblase gefüllt waren, das Baby seeehr agil und auch die Fruchtwassermenge unauffällig war. Vermutlich also Veranlagung, denn sowohl in meiner als auch besonders in Matthias Familie sind alle klein und ich selbst bin ja auch zierlich außerhalb der Schwangerschaft ;-). Gewichtsschätzung hier (zweimal kontrolliert, gerade auch auf den Hinweis meines FA): immerhin 2240 g. Na ja, für mich ist das nicht entscheidend. Das ist etwa das Gewicht, was Elina hatte, als wir sie nach Hause holten und Hauptsache Weckerchen hat über 2000 g zur Geburt, damit sie nicht wegen des Gewichts allein noch in die Kinderklinik müsste.

Die fetale Echokardiographie brachte auch unauffällige Werte, ebenso wie der umbilikale und fetale arterielle Doppler. Lediglich beim Doppler maternaler Gefäße zeigte sich eine leichte „Verschlechterung“ nun auch auf der rechten Seite, aber nach wie vor kein notching und ein normaler uteroplazentarer Widerstand, wenn auch durchaus schon grenzwertig,aber immer noch innerhalb der Kurve.

Die Dacryocystocele ließ sich wieder nur sehr schwer einstellen. Allerdings ließ sich im 3D-Bild erkennen, dass bereits die Nase recht deutlich verbreitert war, sich das Sekret jetzt schon dort ordentlich staute, was bis dato ja nicht der Fall war. Die Zyste an sich war nur schwer auszumachen. Vielleicht hatte sich alles verlagert, jedenfalls war nun auch Nase und Nasenscheidewand stärker beeinträchtigt.

Vor allem aufgrund dieser Dacryocystocele (denn verschlimmern sollte sie sich ja eigentlich nicht, das macht eine spätere Korrektur ja doch schwieriger), aber auch wegen des sowieso schon geringen Wachstums wurde eine erneute Kontrolle bei Prof. Bollmann persönlich für den 13. Oktober 05 ausgemacht. Ein bisschen verhalten waren all die Aussagen und schon allein das Heranziehen vom Prof. lässt ein mulmiges Gefühl aufkommen, ob sonst wirklich alles okay ist oder verschweigt man uns da was?? Das 3D-Bild haben sie dann auch nicht herausrücken wollen, diese verbreiterte Nase wäre ja nicht mehr so schön... – na und, ist doch trotzdem unser Kind!

Jedenfalls wird der 13. Oktober nun der Tag der Entscheidung, sollte sich’s Weckerchen nicht schon vorher auf den Weg machen. Der Prof. schaut sich das alles noch mal genau an und dann wird entschieden, ob sie mich noch bis zum Termin laufen lassen (darüber hinaus sehr wahrscheinlich nicht) oder die Geburt dann doch vorher einleiten wegen der Zyste, selbst wenn die Dopplerwerte noch okay sein sollten (wenn nicht, dann sowieso nicht, ist ja klar), da sie ja obendrein eh nicht viel wächst und ich dann bereits in der 37+5 SSW wäre, also das Kind an sich „reif“ wäre. Sie würden nach wie vor eine vaginale Entbindung anstreben und es gäbe da auch trotz Kaiserschnitt in der Vorgeschichte Möglichkeiten der Einleitung, es müsste halt nur alles viel vorsichtiger geschehen.

Schon allein wegen der Dacryocystocele steht nun für mich fest, dass ich wieder in der Charité entbinden werde und in meinem Mutterpass wurde vermerkt: „Risikoschwangerschaft: Patientin muss in der Charité entbinden.“ mit Unterschrift der Ärztin, damit ich im Fall der Fälle (z. B. Blasensprung) auch an meinem Wohnort, der ja bereits in Brandenburg liegt mit dem Krankenwagen nach Berlin zur Charité gefahren werde und nicht hier um die Ecke in irgendeinem Wald- und Wiesenkrankenhaus lande. Das ist dann doch schon mal beruhigend.

Auf der einen Seite bin ich nun erleichtert, dass ein Ende in Sicht ist und wir bald Klarheit haben. Dass eben diese ganze Ungewissheit und diese beschwerliche Schwangerschaft im Ganzen, auch von der emotionalen Belastung her für die ganze Familie, besonders auch für Elina, der ja all das auch nicht verborgen blieb, nun bald ausgestanden ist und hoffentlich (!) dann auch bald wieder der Alltag einkehren kann, sofern man von „Alltag“ mit einem Neugeborenen sprechen kann ;-), aber Ihr wisst sicher, wie ich das meine. Auf der anderen Seite überkommt mich ein mulmiges Gefühl, was da so zukünftig alles auf uns zukommt: die Geburt, ob alles gut geht, sie gesund ist, die Zyste gut und schnell behandelt werden kann usw. usf.

Hinzu kam ja , das war hier vielleicht immer nur mal am Rande erwähnt, dass wir (allen voraus natürlich Matthias) in den letzten Monaten angebaut haben. Es wurden drei neue Räumlichkeiten geschaffen, dadurch an alten Räumlichkeiten Veränderungen vorgenommen und zusätzlich zwei Zimmer komplett neu renoviert, nämlich Elinas Zimmer und unser Schlafzimmer. Auch Weckerchens Zimmer wurde leicht umgebaut. Insgesamt waren also 7 Räume betroffenund wir lebten über Monate irgendwie auf einer Baustelle und teilweise im Chaos und dass alles so ganz nebenbei. Für Matthias ein echter Knochenjob, da ich ja zeitweise viel liegen musste, also auch haushaltsmäßig stark gebremst war. Ich habe mich stets so gut es ging um Elina gekümmert und für mehr blieb da keine Zeit und vor allem keine Kraft. Also ein dickes SORRY an alle, denen ich gerne die eine oder andere Mail geschrieben hätte, mir steht derzeit so gar

nicht der Sinn nach Mails oder PC-Arbeit, ich versuche aber wenigstens diese HP einigermaßen aktuell zu halten, damit Ihr auf dem Laufenden bleibt, was Elina und Weckerchen betrifft und werde hoffentlich nach der Geburt, wenn Weckerchen schlaffreudiger sein sollte als es ihre große Schwester je war (noch darf ich mich dieser Illusion ja wohl hingeben *lächel*) noch einiges nachholen können. Aber alles in allem war das letzte Dreivierteljahr recht hart und anstrengend für uns alle sowohl vom Schwangerschaftsverlauf her als auch vom Renovierungs- und Umbaustress, ganz abgesehen von den seelischen Hoch- und Tiefflügen, aber für Matthias eben auch die einmalige Chance, diese Zeit jetzt zu nutzen, wo er sowieso gerade zuhause ist bis ihn dann der Job wieder „auffrisst“.

Ich möchte Euch aber auch danken für all die lieben Gedanken an uns, die Gästebucheinträge, die Mails... es ist sehr schön zu wissen, dass Ihr mit uns fiebert und die Daumen haltet. DANKE :-))))

 

29.09.05 - 35 + 5 SSW

Wow, ich habe doch tatsächlich 11 Kilo zugenommen, wiege jetzt gut 61 Kilo und habe einen Bauchumfang von 1 Meter - sagenhaft!! Jetzt kugele ich also wirklich durch die Gegend.

Damals bei Elina und Anica war ich zwar vom Bauchumfang her sogar noch ein bisschen dicker, brachte es aber auf nur 57,6 kg bis zum Schwangerschaftsende in der 26 + 6 SSW. Es ist obendrein auch ein ganz anderes Gefühl, wenn man wie jetzt mehr Baby im Bauch hat (puuh, das kann manchmal recht unangenehm sein), damals war es ja bei weitem mehr Fruchtwasser, etwa 7 Liter!!! ...und der Bauch dadurch weicher, formbarer, halt mehr gepuffert, jetzt ist er hart und voll ausgefühlt, überall merkt man Baby. Mich erstaunt, dass da noch Haut zu sein scheint, die ihn immer größer werden lässt bis dato sogar ohne die gefürchteten Schwangerschaftsstreifen, dabei zuppelt und zieht und spannt das oft unsäglich.

 

37. SSW

01.10.05 - 36 + 0 SSW

Unvorstellbar – wir haben es tatsächlich geschafft

– unser Traumziel, die 36 + 0 SSW!!!! :-)))))))))))))))))))))))

Da erscheint es fast unverschämt noch um eine knappe Woche mehr zu betteln, denn Elinas geliebte Oma Dudi haben wir erst für den 06.10.05 „bestellt“ (Opa muss noch das Ferienhaus „hüten“), nachdem die letzten Wochen rein Muttermundtechnisch und Wehentechnisch alles im grünen Bereich lag und wir Woche für Woche Ihre Anreise aufschieben konnten (natürlich stets mit einem Restrisiko – gut, dass da ihre Arbeitgeber so toll mitspielen!! Danke!) . Dann kann sie nämlich mit ihrem eigens aufgehobenen Urlaub von drei Wochen genau bis zum errechneten ET (29.10.05) bleiben und sollte, wenn nichts Außergewöhnliches geschieht, für Elina da sein können, wenn die Geburt losgeht, denn das war Elinas größter Wunsch, denn so ganz allein ohne Mama und Papa war sie nachts zumindest ja noch nie und davor graut es ihr sehr!! Aber vielleicht hat sie ja sowieso Glück und das ganze spielt sich tagsüber ab, dann hat sie abends ihren Papa wieder daheim.

Die Freude ist dennoch getrübt, denn leider sind wir (Elina und ich) derzeit wieder krank :-(( und das so kurz vorm Endspurt, das könnte ja kaum passender sein, schon deshalb muss Klein-Weckerchen jetzt noch ein bisschen ausharren, denn eine Geburt mit fetter Erkältung durchzustehen, muss nun wirklich nicht sein. Elina hat eine Bronchitis aus dem Kiga angeschleppt und Mama steckt sich brav an. Den ganzen Tag sind wir nun abwechselnd am Inhalieren, aber die Bronchitis zieht sich schon seit Tagen dahin und will wohl nicht so schnell weichen... zumindest aber kann Elina ab dem 05.10.05 fürs Erste wieder in den Kiga...

 

38. SSW

08.10.05 - 37 + 0 SSW

 

Freunde besuchen uns und wir lassen es uns richtig gut gehen... – genießen die Sonne bei einem ausgedehnten Spaziergang, den Babybauch...

 

 

 

Aber der Schein trügt, Elina bekommt noch am selben Abend plötzlich Fieber, ist super schlapp, klagt über Kopf- und Bauchschmerzen und fällt nur noch FREIWILLIG ins Bett. Am nächsten Tag geht es ihr zum Glück viel besser, aber abends steigt das Fieber erneut.

10.10.05 - 37 + 2 SSW

Mama-Maße: 61 kg (+ 11,5 kg) und 104 cm Bauchumfang (+ 37 cm)

 

Bei der Kinderärztin

Elina beginnt zwar verschleimt zu husten, aber noch ist es nichts Dramatisches, nur der Bauch gluckert gewaltig. Leider steigt das Fieber zum Abend immer stark an, tagsüber hat sie allerhöchstens erhöhte Temperatur und fühlt sich recht wohl, will aber weder essen noch trinken. Es wird Blut abgenommen (die totale Tortur fürs arme Mäuschen, die trotz ihrer Panik vorher, wo sie sehr geweint hat, dann super tapfer war – es kam nicht genug Blut, ewig wurde in der Vene herumgestochert *oh graus, mir wurde schon ganz schlecht*). Zum Abend hin hustet Elina immer mehr und auch das Fieber steigt diesmal bedenklich. Etwas später dann die Blutergebnisse: es zeigen sich sowohl akute als auch langfristige Entzündungszeichen und die Leberwerte sind erhöht. Nun gibt es also wieder ein Antibiotikum, welches zum Glück recht schnell anschlägt. Das Fieber geht runter und ab Dienstag isst sie auch wieder, aber inhalieren müssen wir wohl noch die nächsten Wochen, denn der Husten hält sich hartnäckig und ist sehr verschleimt.

 

Beim Gynäkologen

CTG war schön (10 Punkte) und es war in den zehn Minuten auch eine schöne kräftige Wehe verzeichnet. Der Muttermund war nach wie vor schön weich und inzwischen stark verkürzt (von 55 mm vor zwei Wochen auf jetzt 19 mm), aber noch zu. Das Baby drücke zwar stark mit dem Köpfchen, aber noch an der falschen Stelle, ist nämlich wieder etwas aus dem Becken herausgerutscht. Das kommt davon, wenn man zuviel rumzappelt ;-) Wiedervorstellung in einer Woche, sollte ich nicht bereits am Donnerstag in der Charité bleiben müssen (13.10. – „Tag der Entscheidung!“)

Elina geht es zwar durch das Antibiotikum schnell besser, aber natürlich geht sie noch nicht wieder in den Kindergarten. Lieber genießen wir noch den goldenen Herbst und die letzten Sonnenstrahlen ausgiebig. Wir bummeln in Potsdam durch den Schlosspark Sanssouci, lassen die Seele baumeln...

 

gehen Griechisch essen *mmhh*,

wer weiß schon, was uns Donnerstag in der Charité erwartet...

 

13.10.05 - 37 + 5 SSW   „Tag der Entscheidung“

 

Termin in der Charité bei Prof. Bollmann persönlich

Dacryocystocele:

Lagebedingt zwar nicht mehr einstellbar, Köpfchen liegt wieder sehr schön tief und diesmal fest im Becken. Muss man abwarten und nach der Geburt schauen, was und ob etwas getan werden muss, ggfs. muss halt korrigiert werden. - Wenn überhaupt was ist. Der Prof. sah das erstmal relativ gelassen. In fünf von 10 Fällen bildet sich die Zyste bis zur Geburt spontan zurück, manchmal erst kurz vor der Geburt. Wir können also hoffen!

Verdacht auf Wachstumsretardierung bei den letzten zwei Untersuchungen:

konnte auch nicht mehr bestätigt werden. Kind ist unauffällig und zeitgerechtentwickelt. Kopfumfang etwa 32 cm, Länge etwa 50 cm, Gewicht um die 3144 g. :-))))))))))))

Dann hatte mein Arzt wohl damals auch Recht mit seinen 2800 g (wo die Ärztin in der Charité nur 1800 g ausrechnete).

Puuh, was bin ich froh, auch wenn mich diese evtl. Wachstumsretardierung sowieso nicht sehr geängstigt hat. Das mit dem Wachstum und Gewicht ist eben alles relativ, wenn man ein 550 g-Kind groß gehäkelt hat. Vielmehr Sorge bereitet mir da schon die Dacryocystocele, aber jetzt hoffen wir einfach mal, dass sich auch das irgendwie in Wohlwollen auflöst.

Jedenfalls liegt das Mäuschen mit seinen Werten damit voll im Durchschnitt, was will man mehr??

Im Übrigen sei sie ungewöhnlich - aber erfreulich - mobil für das Schwangerschaftsalter und erstaunlich, dass sie noch täglich mehrmals die Seiten wechselt, natürlich auf meine Kosten, weil’s ja eigentlich bereits zu eng ist, aber dann wird Mama eben ausgebeult ohne Rücksicht auf Verluste... ja, auch die Minis haben eben ihre ganz eigene Persönlichkeit und irgendwie ist da doch große Ähnlichkeit zu Elina...

Selbst beim CTG musste die Hebamme das Mäuschen fast eine Viertelstunde mit dem Herzfrequenzmesser einfangen und selbst danach ist sie noch manchmal weggerutscht. Das hat man wohl auch selten „am Termin“ wie sich die Hebamme ausdrückte. Matthias grinste verschmitzt, irgendwie war er jetzt schon stolz, das seine Kleine ein bisschen aus dem Rahmen fiel ;-)

Auch die Fetale Echokardiographie und die Dopplersonographie zeigten normale Werte.

Die Versorgung ist noch gut, aber die Plazenta ist mittlerweile sehr stark verkalkt (Grannum Grad 3).

Der Muttermund ist sehr schön kurz, leider noch etwas nach hinten gekippt, man käme aber schon mit einem Finger durch, wenn man etwas Gewalt anwenden würde, was natürlich keinen Sinn macht, würde nur evtl. bluten usw. und das Kind muss ja nicht gleich heute kommen, meinte der Prof. fast etwas enttäuscht. An sich aber kein schlechter Befund, die Wehen sind deutlich da (an manchen Tagen um die 40 Stück pro Tag, dann wieder nur so 20), auch kräftig und Muttermundwirksam, aber eben noch nicht regelmäßig genug.

Da wir eine gute Autostunde entfernt wohnen (wenn es gut läuft und der Berliner Stadtverkehr schnelles Durchkommen garantiert), ist dies dem Professor etwas zu heikel mit der doch recht stark verkalkten Plazenta, weshalb er lieber nichts riskieren wolle und wenn ich Montag (17.10.05) nichts vorhabe, gerne die Geburt einleiten wolle.

 

Nun ist es also soweit:

für Montag, 17.10.05, ist Weckerchens AUSZUG geplant.

Für einen Kaiserschnitt besteht nach wie vor zum Glück erst einmal absolut keine Indikation, die Geburt wird mittels eines Prostaglandingels, welches vor den Muttermund gelegt wird, eingeleitet. Das kann etwa 1-3 Tage dauern, ich solle mal lieber mit einer Geburt am Dienstag rechnen, erst recht, da ich vorher einen Kaiserschnitt hatte und man daher vorsichtiger dosieren müsse (halbe Dosis!). Dieses Gel hätte eine Depotwirkung von 6-8 Stunden und kann dreimal verabreicht werden. Dann wollen wir mal hoffen, das es anschlägt, auch in der niedrigeren Dosierung und nicht letztendlich doch ein Kaiserschnitt bei herauskommt. Der Prof. war allerdings mehr als zuversichtlich und die Hebammen auch. Ich bin einfach nur erstmal froh, dass es überhaupt – im Übrigen gänzlich ohne Widerstand, im Gegenteil – erst einmal auf normalem Wege versucht wird, alles andere wird sich zeigen...

Nun sehe ich der Geburt relativ gelassen entgegen, irgendwo erleichtert, dass es jetzt einen Termin gibt, das macht die Sache vor allem für und mit Elina planbarer (zum Glück ist meine Mama ja jetzt da), andererseits wäre eine spontane Geburt doch erstrebenswerter, aber ob wir das noch hinkriegen in den nächsten Tagen?? Ich werde Weckerchen mal gut zureden. Aber schon komisch, vor ein paar Wochen habe ich ihr monatelang das genaue Gegenteil eingetrichtert und jetzt ist die Zeit plötzlich „reif“, ich wäre am Montag ja schon in der 39. SSW!!! Das ist nach wie vor so was von unvorstellbar für mich und ich denke oft, es ist nur ein Traum. Ich bin ganz aufgeregt und möchte sie zu gern jetzt schon in den Armen halten, auf der anderen Seite fällt es mir schwer, mich jetzt schon von ihr in meinem Bauch zu verabschieden, sind doch die letzten Wochen irgendwie im Fluge vergangen – ohne das ich die Schwangerschaft je so richtig genießen und auskosten konnte, so kommt es mir jetzt wieder vor und doch bin ich auch froh, meinen Bauch wieder für mich zu haben, all diese Beschwerden der letzten Schwangerschaftswochen los zu werden, endlich wieder ein Leben ohne Übelkeit und Erbrechen führen zu können – unser Traum liegt nun greifbar nah und ich bete, dass alles gut gehen möge, egal wie...

Alles weitere dazu findet Ihr dann unter der Rubrik Amelia!