12 Monate (korrigiert 9 Monate)

Anfang August wurde mein Überwachungsmonitor ausgetauscht. Ständig piepte er nachts, da konnte man ja gar nicht mehr in Ruhe schlafen. Klar, dass ich nach diesem Schreck dann jedes Mal nach Mumi verlangte. Tagsüber hatte ich allerdings auch keine Zeit meinen gestörten Nachtschlaf nachzuholen, denn es gab soviel Spannendes zu entdecken und zu erfahren, da konnte ich nicht die kostbare Zeit mit Schlafen verbringen, das versteht Ihr doch, oder? So beschränkte ich mich seit einer ganzen Weile schon mit allerhöchstens 2 x 30 min "Büroschlaf" pro Tag wie meine Eltern es nannten.

Schließlich waren es nur noch wenige Tage bis zu meinem ersten Geburtstag. Um Mama eine kleine Freude vorab zu bescheren, bemühte ich mich jetzt sehr, einigermaßen ordentliche Portionen zu essen und dass zumindest zeitweise ganz freiwillig. Ab und zu habe ich mich sogar selbst bemüht und mir den Löffel in den Mund gestopft. Hin und wieder gelang mir sogar ein Treffer.
Dazu muss ich erwähnen, dass wir bei meiner "Inkubatorliebe" Moritz zum 1. Geburtstag waren. Der arme Kerl wurde nämlich von seiner Oma (die viele Pflegekinder groß gezogen hatte, also "erfahren" war) schrecklich gemästet, ihm wurde sozusagen regelrecht der Mund gestopft. Er wog auch schon glatte 9 Kilo, wow, da konnte ich nur staunen.
Als die Oma dann auch mich füttern wollte, habe ich geschrien als würde man mich schlachten und zog blitzschnell alle Register: vom Strampeln und Kneifen bis hin zum Würgen. Zum Glück befreite mich Mama gleich wieder, hey, Mama, Dir ist wohl mittlerweile jedes Mittel recht, hmm? Puuh, da war ich noch einmal rechtzeitig davongekommen, was aber, wenn auch Mama auf solche Ideen kommen sollte? Nee, da kam ich ihr sicherheitshalber lieber erst einmal einen Schritt entgegen, wenn sie dann wieder gnädig und zufrieden gestimmt war, konnte ich ja wieder einen Gang zurückschalten, schließlich weiß ich am allerbesten, was, wann und wie viel ich essen möchte ("Mumi - bitte ständig!"). Aber Mama war glücklicherweise verständig, eine Essstörung war das letzte, was sie hervorrufen wollte, wenn wir diese nicht sowieso schon hatten…
Ansonsten saß ich an Moritz' Geburtstag genüsslich auf der Hollywoodschaukel packte für ihn mit etwas Hilfe von Moritz' Mama all seine Geschenke aus, für die er keinerlei Interesse zeigte und spielte anschließend mit all den tollen Sachen. Ach, so ein Geburtstag war schon etwas Herrliches.

Einen Tag vor meinem Geburtstag dann der große Schreck. Mensch, Leute, mir sitzt er jetzt noch in den Knochen. Beim Mittagessen hatte ich mir einen kleinen Scherz erlaubt und mit dem Löffel eine Ladung Karottenmus auf Mamas Hosenbein gekickt. Folglich war Mamas Hose so mistig und klebrig, dass sie sich eine neue Hose anziehen wollte. Im Schlafzimmer angekommen, legte sie mich also bäuchlings in die hintere Mitte des Ehebettes zwischen den Kopfkissen (das Bett war sowohl am Kopfende als auch beidseitig abgesichert) und ging die zwei Schritte zum Schrank. Ich wollte unbedingt hinterher, nicht, dass sie die falsche Hose wählte, na ja und so ganz unter uns, ich wollte immer schon mal wissen, was sich sonst noch so alles hinter diesen großen Schranktüren verbarg. Ich schob mich also blitzschnell zurück und oh, Wunder, das lief ja wie geschmiert, nannte man das jetzt "robben"? "Hilfe, Maammaaaa!", warum war das plötzlich so leer unter meinen Füßen? Ich krachte gewaltig mit meinem Kopf auf den harten Boden und fing sofort an, aus Leibeskräften zu brüllen. Ich wußte gar nicht recht wie mir geschah. Mama war schon da, sah mich just in dem Moment, als sie sich nochmals vergewissernd zu mir umschaute, fallen, konnte mich aber leider nicht mehr auffangen. Oh weh, mein Kopf schmerzte höllisch. Mamas Herz klopfte ebenso laut wie meines. Sie drückte mich fest an sich und redete mit tränenerstickter Stimme beruhigend auf mich ein. Mir war ja so schlecht und "Üarks", ein Schwall Mittagsessen ergoss sich flugs über Mamas Schulter. Mamas Bewegungen waren hastig, panisch. Um meinen Kopf kreisten viele Sterne, während Mama blindlings zum Telefonhörer griff, um die KIÄ zu informieren. Mama machte sich schreckliche Vorwürfe, sie, die immer so vorsichtig, so bedachtsam war, ausgerechnet ihr, musste das passieren, was für eine schlechte Mutter war sie doch. Mama sah mich schon im Krankenhaus und das ausgerechnet zum Geburtstag. Während die KIÄ versuchte, Mama zu beruhigen und ihr erklärte, auf welche Symptome sie jetzt achten müsse, quasselte ich bereits wieder heiter vor mich hin. Unter Argusaugen bewacht, stillte Mama mich auf Ratschlag der KIÄ hin in den Schlaf. Mama wandte den ganzen Tag nicht eine Sekunde mehr den Blick von mir. Sie war entsetzlich geknickt, konnte noch immer nicht verstehen, wie so etwas passieren konnte, vor allem, wie ich in so kurzer Zeit mindestens einen guten Meter zurückrobben konnte, während sie sich gerade zwei Schritte zur Schranktür drehte. Tja, Leute, seit diesem Tag also kann ich robben und das in einem Affenzahn! Und obwohl alles glimpflich abging, ich nicht einmal eine kleine Rötung, geschweige denn Beule davon trug, werden Mama und ich mein erstes Robberlebnis wohl nie mehr vergessen.

Dann war es endlich soweit:

Am 10.08.01 feierte ich meinen 1. Geburtstag.

das offizielle Geburtstagsfoto

Diese Torte hat es in sich:

Schokoladen- und Bananenbreifüllung, also ganz auf meinen Geschmack ausgerichtet.

Das ist meine Oma, die meinen "Onkel Siggi" gehäkelt hat.

nö, wohl doch keine Spaghetti

meine beiden Opas mit mir in der Mitte und meinen beiden Kumpels Ernie und Onkel Siggi

Habt ihr mich entdeckt inmitten meiner gigantischen Geschenkeinsel?

Natürlich haben wir auch meine Schwester Anica besucht,

denn auch sie hat heute Geburtstag! Leider haben das viele vergessen.

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Elinas 1. Lebensjahr