11 Monate (korrigiert 8 Monate)

Diesen Monat drehte sich - soweit ich mich erinnern kann - eigentlich alles ums Essen. Warum das bloß sooo wichtig war? Ich jedenfalls fand, es gab viel interessantere Dinge als das leidige Thema ESSEN. Mir hing es echt zum Halse heraus, im wahrsten Sinne des Wortes. Dementsprechend stur stellte ich mich an. Den Löffel fand ich seit jeher unnütz, den Mund öffnete ich sowieso höchstens spaltbreit und das bisschen, was Mama tatsächlich, wie auch immer, in meinen Mund befördern konnte, schob ich gekonnt wieder mit der Zunge heraus. Es war zum Verzweifeln, wann nur begriff sie endlich? Ich wollte das olle Zeug nicht! Schokobrei hatte ich auch längst über…

Da ich nicht zunehmen wollte, kein einziges Gramm in fünf (!) Wochen, (wozu auch, Leichtgewichte kriegen eher den Hintern hoch), außerdem auf Konfrontations- und Verweigerungskurs stand, arbeitete Mama mittlerweile mit allen Tricks:


  • - singen,
    - erzählen,
    - eine reiche Auswahl an Essen (irgendetwas mußte mir doch schließlich schmecken… - klar, Mumi!
      *grins*), nach Druck von Papas Seite ("Also, Papa!") zeitweiligen Mumientzug (denn, wenn ich
        wußte, das ich hinterher sowieso meine Mumi bekam, sah ich mich nicht gezwungen, auch
        anderes zu essen (Papas nicht ganz unlogische Theorie - glücklicherweise hatte Mama sehr
        schnell großes Mitleid mit mir :),
    - Spielzeug,
    - Grimassen schneiden und und und.


Hätte ich gefuttert, wenn Mama Kopf stehend mit den Ohren gewackelt hätte, ich bin sicher, sie hätte es ausprobiert.
Die KIÄ tat ihr übriges dazu, Mama weiter zu verunsichern. Sie verschrieb erneut Eisentropfen ("wenn ein Kind nicht isst, hängt es immer auch ein wenig mit Eisenmangel zusammen"), Vitamin B12-Tropfen (wirken sich positiv auf Eiweiß- und Fettstoffwechsel aus, wirken zudem appetitanregend), Mumi soviel und so oft sie mag, ABER: zusätzlich bitte nun unbedingt noch Säuglingsanfangsnahrung bzw. ein Muttermilchsupplement (hatten wir das nicht schon? *stöhn*) aus Trinkbecher, Glas, Spritze, was auch immer, Hauptsache, Mama kann es mir eintrichtern. Zur Beruhigung erwähnte sie noch, dass es wohl allen Frühcheneltern so ginge, es sei auch ein psychisches Problem und man müsse dringendst zusehen, heile durch diese Phase zu kommen, denn sonst leide auch die Entwicklung…
Sollte das alles nicht helfen, bekäme ich ein Cortisonpräparat zum Inhalieren für meine Lunge, welches allerdings primär zum Zunehmen verhelfen sollte.
Mama war ganz schön verzweifelt! Sie besorgte sich zwar erneut Muttermilch-Supplement, Säuglingsanfangsnahrung und dergleichen, aber eigentlich war ihr gleich klar, dass ich das Zeugs eh ablehnen würde, so kam es also zum täglichen Animationsprogramm während der "Raubtierfütterung".

Eigentlich fand ich die ganze Situation sogar recht amüsant. Aber mein dann schäbiges Grinsen brachte Mama erst recht auf die Palme. Sie war ja unendlich lieb und geduldig, hatte mittlerweile zwangsläufig Nerven wie Drahtseile, aber irgendwann verlor selbst Mama Geduld und Hoffnung und brach heulend vor meinem Hochstuhl zusammen.
Ein zwar verunsichertes, aber dennoch aufmunterndes Lächeln konnte ich mir da nicht verkneifen, schließlich hatte ich Mama noch nie so offensichtlich verzweifelt erlebt, aber das schien sie ganz und gar nicht zu würdigen. Meine anschließende Spielaufforderung (ich schmiss zum x-ten Mal mit Schwung meinen natürlich vollen Löffel vom Hochstuhl und erwartete frohen Mutes, dass sie ihn mir aufhob, so dass ich erneut loslegen konnte. Die Effekte nämlich waren gewaltig: Sprenkel an der Wand, auf den Fliesen und überall sonst in der Küche) brachte sie dann vollends aus der Fassung und sie murmelte unter Tränen schluchzend etwas von Magensonde und Krankenhaus. "Mensch, Mama, traust Du mir so wenig zu? Meinst Du im Ernst bei einem so reichhaltigen Angebot an Mumi würde ich freiwillig verhungern?"

Wenigstens trank ich mit Begeisterung neben meiner heißgeliebten Mumi nun auch regelmäßig Fassbrause, die war nämlich echt lecker und kitzelte herrlich (deshalb auch Kitzelbrause getauft), das war doch schon was, auch das sollte man würdigen.

Und immerhin brachte ich es trotz fehlender Gewichtszunahme auf stolze 66 cm Körperlänge. Knappe 5 cm in nur wenigen Tagen, das sollte mir erstmal einer nachmachen! Irgendwo doch auch eine Zunahme, zwar nicht in die Breite, aber doch in die Länge, ist das nichts?

Mama schien das aber doch alles mehr zu schaffen als ich annahm, sie wurde sogar richtig krank. Eine dicke, fette Erkältung hatte sie regelrecht übermannt und Mama hing ganz schön in den Seilen. Da lag ich also am 11.07. auf meiner Krabbeldecke, guckte Mama ganz verliebt an und sagte laut seufzend: "mmhmammaaa!!!". Mama dachte erst sie habe sich verhört, also bestätigte ich es nochmals deutlicher: "Mamaa!" und ich glaubte, unverzüglich all die Sorgen der letzten Wochen aus ihrem Gesicht schwinden zu sehen.

Ja, ich konnte schon eine ganz Menge erzählen: mhbabnba, häbben, geben, dadada, gagaga, wawawa und das in allen Variationen, knurrend, quietschend, flüsternd, schrill, kreischend, aus tiefster Kehle oder in höchster Stimmlage. Am 19.07. habe ich es dann auch endlich einmal geschafft kräftig "Baba!" zu rufen, aber bis Papa begriff, dass wirklich er damit gemeint war, hat es noch lange gedauert. Aber dann war er so richtig stolz!
Da ich Mama und Papa nun auch jederzeit herbeirufen konnte, wurden andere Leute erstmal zunehmend unwichtig, ja, ich hatte sogar richtig Angst vor ihnen. "Fremdeln" nannten es meine Eltern. Besonders, wenn sich mir gleich mehrere Leute näherten, klammerte ich mich ängstlich und schließlich panisch heulend an meine Eltern und murmelte verzweifelt "Mama, Baba".

Ach, und das Wichtigste habe ich Euch ja noch gar nicht erzählt:
Wenige Tage nach unserem SPZ-Besuch im Juni kugelte ich mich wie selbstverständlich vom Rücken auf den Bauch und umgekehrt, hattet Ihr etwa jemals daran gezweifelt?
Diese "Fortbewegungsmethode" wurde jetzt recht häufig eingesetzt, denn so kam man an viele Dinge, die einem bisher verborgen blieben und beim Windelnwechseln brachte mein Drehfimmel Mama gehörig ins Schwitzen. Und wisst Ihr was? Ich habe doch glatt Füße an mir entdeckt und auch gleich festgestellt, dass der eine Fuß irgendwie leerer ausschaute, das hat mich dann doch erst irritiert, aber Mama hat mich gleich positiv bestärkt und dafür ließ sich um den großen Zeh dort herrlich Spielzeug anhängen. In Rückenlage und im Sitzen spielte ich jetzt häufig mit meinen Füßen.

Ende des Monats besuchten wir Mamis Firma. Die haben vielleicht alle gestaunt, konnten doch einige gar nicht begreifen, wieso Mama so um uns gekämpft hatte als sie von der schrecklichen Diagnose in der Schwangerschaft erfuhr. Ja, auch 550 g- Babys sind echte Menschen, ich weiß ja nicht, was sie sich vorgestellt hatten.

Papa hatte eine Woche Urlaub und so fuhren wir eines Abends, es waren immer noch 30° C, an einen der unzähligen Seen hier in der Nähe. Sand unter den Füßen zu spüren war ganz schön aufregend. Ein bisschen Bedenken hatte ich zuerst schon, aber schließlich hatte ich viel Freude mit den Füßen im Wasser zu plantschen, welches so herrlich glitzerte.

Übrigens kann ich mich jetzt auch schon ganz alleine hinsetzen und im Sitzen ausgiebig zu spielen, öffnet doch ganz neue Perspektiven…

 

Dieses tolle Käppi hat mir mein "Baba" gekauft. Da gehe ich doch glatt als kleiner Junge durch, oder?

Mein neuestes Hobby: Zeitung lesen!

Anschließend bereite ich sie für die Papiertonne vor. Ich bin eben ein sehr ordnungsliebender Mensch.

Kleine Lady ganz lässig.

Och, ja, Beine hochgelagert, so läßt sich's aushalten...

Nie wieder Kürbis!

Schmeckt widerwärtig und klebt wie die Pest. Vom vielen Badewasser bin ich daher schon etwas beschwipst.

Auch kleine Schauspieler...

...brauchen eine deftige Snackpause.

"Juchhuu, ich habe Füße!"

Elina bei der Morgengymnastik.

noch ganz müde vom Mittagsschlaf, Elina mit Teddy Anton und Entenküken Wilma Watschel

Mal testen, ob meine Eltern da gute Qualität gekauft haben...

...na ja, scheint ganz passabel.

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Elinas 1. Lebensjahr