10 Monate (korrigiert 7 Monate)

Anfang Juni waren wir ja noch an der Nordsee, die ich allerdings gar nicht zu Gesicht bekam. Meine Eltern meinten, das wäre noch nichts für mich am Deich, viel zu windig, da ich das Reizklima eh nicht besonders vertrug.

Unsere Heimreise traten wir am späten Abend an, damit ich im Auto schlafen konnte. Das klappte auch prima, ich habe die ganze Zeit durchgeschlafen, so dass Mama und Papa nicht einmal eine Pause einlegen brauchten. Ich habe vielleicht Augen gemacht als wir wieder Zuhause waren!

Bombenwetter hatten wir hier. Ich geriet ganz schön ins Schwitzen, aber draußen im Garten auf einer Decke gefiel es mir überhaupt nicht, auch wenn es dort viel luftiger war und nicht so drückend heiß wie drinnen. Diese Helligkeit irritierte mich sehr, ich kam ja mit dem Blinzeln gar nicht hinterher. Auf der Decke liegend war ganz und gar furchtbar, selbst auf Mamas Schoß war mir die Weite des großen Gartens doch unheimlich, drinnen kam immer irgendwo eine Wand, aber hier draußen…nee, das war nix für mich.

Abends bekam ich nun schon einen Milchbrei, nachdem das Mittagessen mal mehr, mal weniger gut schmeckte. Und ich fand zumindest manchmal ein wenig Gefallen daran, denn ich hatte eine neue Vorliebe entdeckt: Schokoladenbrei! Ab und zu futterte ich davon sogar eine doppelte Portion, ganz freiwillig. Mama und Papa kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn sonst öffnete ich, wenn überhaupt, nur einen ganz kleinen Spalt meinen Mund. Ich hasste Löffel, sie erinnerten mich so an Magensonde. Mama und Papa würden schon sehen, was sie davon hatten, an Löffel und Brei wollte ich mich nämlich sehr lange nicht so recht gewöhnen, ausgenommen meinen Schokobrei (aber den bitte schön nicht jeden Tag, ging sowieso nicht, weil ich seit der Umstellung auf Beikost doch arge Stuhlgangprobleme hatte. Meine neuen Eisentropfen (Ferrosanol), die ich diesmal viel besser vertrug, taten ihr übriges dazu).Wozu auch die olle Beikost, Mumi schmeckte eh viel leckerer und besser zunehmen tat ich deswegen auch nicht. Warum begriff das keiner? Einen kleinen Dickkopf hatte ich ja schon immer, na, mal schauen, wer letztlich den längeren Atem haben würde?! Wen es stets freute, war Jessie, sie bekam nämlich immer meine Breireste und besonders lustig finde ich's, wenn sie mir die Finger ableckt, das kitzelt ungemein. Ach, was liebe ich meine Jessie, meine Freude über sie bringe ich stets durch lautes anhaltendes Kreischen zum Ausdruck.

Da waren wir gerade erst wieder ein paar Tage daheim und schon schleppte mich Mama wieder zur Krankengymnastik, immerhin hatten wir insgesamt 6 Wochen pausiert. Na ja, nicht ganz, Mama hat täglich mehrmals mit mir geturnt, aber jetzt waren wir doch gespannt, was Jeannetti wohl sagen würde, denn ich fand schon, dass ich Fortschritte gemacht hatte. Aber so ganz wohl war mir dann doch nicht beim Wiedersehen, 6 Wochen waren eine lange Zeit und ich fremdelte erst einmal ein wenig. Jeannette war dann aber auch tatsächlich ganz begeistert, sie meinte sogar, wir könnten die KG-Termine locker etwas weiter ausdehnen, wollte aber dazu noch die Meinung der SPZ-Ärztin abwarten.
Motorisch entwickelte ich mich bisher stets gemäß korrigiertem Alter, in Teilbereichen war ich hier auch weiter, aber geistig entsprach ich sogar meinem richtigen Alter - wow! (Aber ich hatte auch nie dran gezweifelt, dass ich ein helles Köpfchen bin, Ihr etwa?)
Mittlerweile konnte ich mich sogar schon in Bauchlage um meinen Nabel drehen und stellte man mich hin, streckte ich kräftig meine Beine durch. Das z. B. müsste ich eigentlich noch gar nicht können. Aber auch ich hatte Schwachstellen, die will ich Euch nicht verheimlichen. Mich vom Bauch auf den Rücken zu drehen, das sah ich ja noch ein, aber umgekehrt, wozu das? Die Bauchlage war doch an sich viel anstrengender. Ich liebte die Rückenlage! Von dort aus hatte ich alles viel besser im Blick. War ich mit Hilfe in Bauchlage angekommen, konnte ich mich schon eine ganze Weile auf meine Hände abstützen. Das verschaffte mir immerhin auch einige Zentimeter mehr Weitsicht, das sah ich ja ein, aber der Weg dahin, war doch recht beschwerlich, ich meine, wenn ich es wollte, könnte ich es sicher, aber Sinn machte die Bauchlage in meinen Augen erst einmal nicht. Primäres Ziel war es hingegen, mich aus der Bauchlage schnellstmöglich in meine geliebte, bequeme Rückenlage zu befreien.

Aber wißt Ihr eigentlich schon das Tollste: wenn man mich hinsetzte, konnte ich schon für kurze Zeit mein Gleichgewicht halten, und mal unter uns: am liebsten wollte ich jetzt nur noch sitzen! Leider fand Mama das nicht so okay, ich sollte mich erst einmal selbst hinsetzen können. Aber da Mama mir ja keinen Wunsch abschlagen kann, gab es Ende Juni dann einen Kompromiss für mich: einen Hochstuhl.
Im Sitzen, ordentlich abgestützt, so dachte Mama, würde mir dann vielleicht endlich auch das Essen mehr Freude bereiten. Zugegebenermaßen, das tat es auch, ich konnte noch viel besser herummantschen!
Nachdem ich rein zufällig auf den Geschmack von "Berliner Fassbrause" gekommen war (für Opa völlig verständlich, eine echte Berliner Göre muß einfach Faßbrause mögen), war ich nun neugierig geworden aufs "Große Essen". Eines Morgens schnappte ich mir Mamas Buttertoast und saugte wie wild die Butter da runter. Dieses Toast gab ich nicht wieder her, aber als sie mir dann später erneut ein Toast anbot, war es schon längst nicht mehr interessant.

Den obligatorischen Augenarzttermin mit Sehschule, der so alle paar Monate auf dem Programm steht, habe ich auch mal wieder hinter mich gebracht. Diese Tropfen sind echt gemein und das, wo doch sowieso draußen jetzt immer alles so hell erstrahlt, ich konnte meine Augen einfach nur noch schließen. Zum Glück war das Ergebnis recht positiv. Netzhaut okay, kein Schielen, leicht weitsichtig, aber im Rahmen des Normalen. Lediglich das "Sonnenuntergangsphänomen", was meine Augen, wenn ich sie aufriss, immer wie "gleich fallen sie raus" erscheinen ließ, war nur wenig zurückgegangen, aber es sollte ja hoffentlich auch erst gänzlich weg sein bis ich ca. ein Jahr alt sein würde, da hatte ich ja noch massig Zeit…

Ja, und dann war es endlich soweit: der gefürchtete SPZ-Termin war mal wieder fällig. Woran ich das merkte? Ganz klar, vor wichtigen Arztterminen schlief Mama immer sehr unruhig und war ganz schön nervös. Ich glaube, sie hatte einfach die Nase voll von besorgniserregenden Diagnosen.
Die Ärztin in der Charité war aber, wie erhofft, ganz zufrieden mit mir. Meine Entwicklung wäre nicht so schlecht ("hey, wollen wir mal nicht untertreiben!"), das I-Tüpfelchen fehle eben. Was hieß, dass die Qualität meiner Bewegungen sehr gut sei, ich aber ruhig beweisen könnte, dass ich mich auch vom Rücken in Bauchlage drehen könnte und nicht nur umgekehrt. Aber man könne mir wohl noch so lange mit dem Entwicklungskalender drohen, ich hätte eben meinen eigenen Kopf (Gut erkannt!). In meiner motorischen Entwicklung wären aber keine Probleme zu erwarten…bis auf eine leichte Tendenz zur Hyperaktivität.
Ich fand die ganze Untersuchung diesmal ziemlich spannend und witzig. Die Ärztin habe ich auch ordentlich hinters Licht geführt, als ich mir, schon fast auf dem Weg zum Wiegen, noch eben blitzschnell meine Socken angelte. Wer wollte denn da schummeln??? Zugegeben, nötig hatte ich es, jedes Gramm zählte! Mit Socken wog ich also glatte 5300 g bei 62 cm Größe und einem Kopfumfang von 41,5 cm.
Die Ärztin meinte noch, mit mir zuhause würde sie sich ja den ganzen Tag nur amüsieren, zum Piepen wie ich als kleine Schauspielerin agierte. Aber das das gleich klar ist, dieses Vergnügen ist ausschließlich Mama und Papa vorbehalten! Im übrigen wäre ich ein typisches Beispiel für ein Kind, welches man später auch in der Waschmaschine suchen müsste, aufgeweckt, neugierig und flink wie ich bin.

meine Uroma mit ihren Urenkelinnen

so habe ich doch einen viel besseren Überblick

Schaut her wie gut ich mich nun schon aufstützen kann!

durchs Bauchnabeldrehen komme ich an viele interessante Dinge nun ganz allein, z. B. an meinen Käfer

Meine neueste Errungenschaft:

Hurra, ich habe jetzt einen eigenen (Hoch-)stuhl!

...und auf dem dazugehörigen Tisch lässt sich das Essen prima verteilen

Hier trage ich meine erste richtige Hose, eine Latzjeans in Gr. 62

und mein Kinderwagen ist jetzt ein Sportwagen!

Meine ersten Löffelversuche waren nicht immer Volltreffer.

Ich liiiebe Schokobrei!!!

30.06.01: mein erstes Buttertoast

So oder so ähnlich schlafe ich nachts, so dicht es eben geht bei Mama, meist noch meine Ärmchen fest um ihren Hals geschlungen.

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Elinas 1. Lebensjahr