5 Monate alt (korrigiert 2 Monate)


Da schlummerte ich also frohen Mutes ins neue Jahr hinein, noch nichts ahnend, dass das Thema "Krankenhaus" schon wieder bedrohlich nahe war.

Der 1.1.2001 verlief zunächst ganz gewöhnlich. Gegen 17 Uhr hatte ich mal wieder ordentlich Hunger und durfte sogleich an Mamas praller Brust andocken. Die leckere Mumi schoss mir schon entgegen, ich wollte mich gerade schön entspannen, schloss meine Äuglein ein wenig, da durchfuhr es mich wie ein Blitz. Ich wusste nicht, was es war, ich konnte auch gar keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich wusste nur eines: es tat unsagbar weh!
Ich brüllte wie am Spieß, wandte mich hin und her, aber keine Position ließ diese Höllenschmerzen auch nur annähernd abklingen. Mama erschrak heftig, sprang auf, versuchte mich zu beruhigen. Ich schrie und schrie, schaute flehend: "Oh, bitte, Mama, mach diese Schmerzen weg!" Papa kam auch schon herbeigeeilt. Mama war total beunruhigt und nervös. Sie murmelte immer etwas von: "…sie muss höllische Bauchschmerzen haben, aber irgendetwas ist nicht in Ordnung, hörst Du nicht? Sie schreit irgendwie so anders, so schrill…" Kurzerhand packte sie mich, legte mich auf die Wickelkombi und zog mich blitzschnell aus und dann erschrak Mama heftig, schrie verzweifelt nach Papa und wurde ganz hektisch. Meine ganze linke Schamlippe war groß wie ein Hühnerei. Mama war sofort klar: Leistenbruch! Hastig wählte sie die Telefonnummer unserer neuen Kinderärztin, das Herz wild klopfend, denn sie wusste, was uns nun bevorstand und eine Welt brach für sie zusammen. Nein, nicht schon wieder…

Wir sollten sofort vorbeikommen. Mama und Papa wickelten mich schnell in eine Decke, denn es war draußen bitterkalt. Ich brüllte noch immer aus Leibeskräften, mir war so schlecht, es tat sooo weh. Ich musste erbrechen. Kurz vorm Auto hielt ich die Schmerzen einfach nicht mehr aus, ich rang panisch nach Luft, rollte immer wieder mit den Augen und war mindestens so käseweiß im Gesicht wie Mama in diesem Moment. Und ich erbrach erneut. Gut, dass Papa die Nerven behielt, denn jetzt war Mama ebenso hysterisch und panisch wie ich. Mama klopfte mir sachte den Rücken, versuchte mir Luft zu verschaffen, mich irgendwie zu trösten und so entspannt wie nur möglich zu lagern. Das blanke Entsetzen stand in ihren Augen. Und tatsächlich, die Schmerzen ließen nach…

Die KIÄ tastete den Bruch ab. Die starke Wölbung war zwar zurückgegangen, aber ein Knötchen, evtl. der Ovar (Eierstock) war noch eingeklemmt. Sie schickte uns sofort in die Charité, Campus Virchow-Klinikum. Die Autofahrt dorthin (eine Stunde ca.) war die reine Hölle, da sich der Bruch immer mal wieder vorwölbte. Endlich erreichten wir die Kindernotaufnahme, die linke Schamlippe wieder groß wie ein Ei.

Elina bekam Beruhigungstropfen durch die Nase und fiel kurze Zeit später in Apathie. Der Arzt drückte so sehr auf ihrem Bauch herum, dass es uns Eltern dabei ganz schlecht wurde. Der Darm hatte sich vollends eingeklemmt. Es schien, als würde eine Notoperation unumgänglich (wobei hier die Gefahr der Organbeschädigung recht hoch war), aber nach langer Zeit konnte der Bruch dann zum Glück doch noch reponiert werden. Allerdings verblieb ein kleines Knötchen, welches sich auch mittels Ultraschall nicht eindeutig bezeichnen ließ. Mittlerweile war es Mitternacht und wir bezogen ein schönes, großes Zimmer auf der Kinderchirurgie, welches wir ganz für uns hatten. Man wollte uns zur Beobachtung dabehalten (Matthias wurde heimgeschickt) und am Morgen sollte entschieden werden, ob operiert wird. Denn bei einem schwer reponierbaren Bruch wie es bei Elina der Fall war, war es eigentlich besser, ein paar Tage abzuwarten, damit sich der eingeklemmte Darm etwas erholen konnte. Zudem bestand noch die nicht unerhebliche Gefahr der Windpocken. Die Inkubationszeit lag hier bei 2-3 Wochen. Knapp zwei Wochen waren erst herum. Windpocken konnten einerseits die Wundheilung ungünstig beeinflussen und andererseits stellte sich die Frage, ob Elina mit ihren gerade mal 3000 g OP und Windpocken verkraften würde. Auf der anderen Seite aber war da dieses Knötchen (man vermutete den Eierstock), welches sich nicht reponieren liess und ein dauerhaft eingeklemmter Eierstock, und sei es "nur" für ein paar Tage, könnte fatale Folgen für Elinas spätere Fruchtbarkeit haben.

Elina war noch immer nicht richtig zu sich gekommen. Die Tropfen hatten sie regelrecht schachmatt gesetzt. Eine Schwester brachte mir noch ein Tablett mit Abendbrot, na ja eher ein Nachtmahl, das war super lieb! Zum Essen kam ich jedoch nicht, da ständig der Überwachungsmonitor von Elina Alarm schlug. Sie hatte immer wieder starke Apnoen. Ich löste Elina vom Monitor und nahm sie kurzerhand mit zu mir ins Bett und wachte über ihren Schlaf. Mehrmals musste ich sie anstupsen, um sie zu erinnern, dass sie atmen musste. Um 17 Uhr des Vortages hatte sie das letzte Mal eine Mahlzeit zu sich genommen und bis 6 Uhr morgens durfte sie wegen der evtl. OP nur trinken. Mittlerweile war es schon zwei Uhr und es war nicht im Entferntesten daran zu denken, sie an die Brust zu kriegen. Ich versuchte es immer wieder mit wirklich ganz lieber Unterstützung einer Schwester. Elina aber hatte überhaupt keine Kraft, hing total schlaff in meinen Armen. Wir wurden immer beunruhigter, war das Beruhigungsmittel etwa doch ein wenig zu hoch dosiert? Als wir gegen 4.30 Uhr einen erneuten Trinkversuch starteten, scheiterte dieser immer noch. Die Schwester "drohte" schon mit Magensonde, ehrlich beunruhigt, da Elina inzwischen schon stark unterzuckert sein musste. Sie war bereits auf dem Weg, eine zu holen, als Elina sich gegen 5 Uhr dann entschloss, all ihre Kraft zusammenzunehmen und endlich wieder richtig zu stillen. Puuh, was waren wir erleichtert! Elina trank zwar ordentlich, aber leider war es zwar ihre erste, aber eben auch schon wieder letzte Mahlzeit vorläufig, denn die evtl. OP stand ja noch im Raum. Um 7 Uhr früh kam Matthias, um halb acht Uhr war Visite. Bis 9.30 Uhr wollten die Ärzte entschieden haben, ob operiert wird. Ich war "begeistert", so lange sollte ich nun unsere kleine Maus in meinen Armen noch hinhalten. Diese Zeit verging und ich wurde immer wütender. Elina drehte bald durch, sie musste mordsmäßigen Hunger haben, schließlich hatte sie seit 17 Uhr am Vortag nur eine einzige Mahlzeit zu sich genommen und die Ärzte ließen weiter auf sich warten. Wir nervten immer wieder die Schwestern und um ein Haar hätte ich sie einfach wieder angelegt. Es ging mir dann irgendwann doch wirklich entschieden zu weit, nach der halb "verhungerten" Nacht. Um 11 Uhr stand dann endlich fest, dass es keine OP gab wegen der Windpockengefahr. Die OP wurde auf den 18.01. verschoben. Im Laufe des Tages sollten wir nochmals zum Ultraschall, danach könnten wir dann voraussichtlich nach Hause fahren. Ich war ziemlich frustriert. Auf meine Frage, was wir bei einem erneuten Ausbruch tun sollten, bekam ich zur Antwort: "Bei der Kinderärztin reponieren lassen. Eine OP ist unumgänglich, aber erst, wenn die Windpockengefahr vorüber ist." Am späten Nachmittag hatten wir dann endlich den Ultraschalltermin mit gleichem Ergebnis wie am Vorabend. Mir war gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass der Eierstock vermutlich eingeklemmt war.

Die Tage danach zuhause waren einfach nur furchtbar. Elina quengelte, spuckte, erbrach und hatte trotz starken Pressens und Stöhnens von allein keinen Stuhlgang, obwohl dieser dünn war. Wie sollten wir es nur diese halbe Ewigkeit bis zum 18.01. aushalten? Es war nicht mit anzusehen, wie unsere Maus litt, aber wir hatten ja keine Alternative, uns waren regelrecht die Hände gebunden. Die Kinderärztin war auch nicht begeistert von der Situation, meinte aber, wir könnten Tag und Nacht kommen, sollte sich der Bruch wieder vorwölben.

Genau eine Woche später am 07.01. war es dann soweit, der Bruch wölbte sich erneut eiförmig vor und Elina musste ein weiteres Mal diese unerträglichen Schmerzen aushalten. Es war Sonntagabend und wir fuhren sofort zur KIÄ, die den Bruch wiederum mit Mühe reponierte. Allerdings blieb der Ovar eingeklemmt. Elina aber ging es ein bisschen besser.
Wir hatten die Faxen allmählich dicke und wären am liebsten gleich anschließend ins Krankenhaus gefahren, aber sonntags hätte sich wohl eh nichts mehr getan.
Also fuhren wir Montag in aller Herrgottsfrühe mit Sack und Pack ins Krankenhaus und siehe da, auch der Bruch war prompt wieder draußen. Man stelle sich nur vor, wir hätten jetzt erst wieder zur KIÄ gemusst oder wären erst jetzt auf dem weiten Weg ins Krankenhaus…

Den Dienst habenden Arzt haben wir erst gar nicht zu Wort kommen lassen. Er konnte den Bruch zwar erneut reponieren, aber wir bestanden auf eine OP und zwar nicht erst am 18.01. Wir würden mit diesem schreienden Bündel nicht eher wieder nach Hause fahren bis alles wieder okay war, auch auf die Gefahr der Windpocken hin. Es war einfach kein Zustand mehr, den man hinnehmen oder einfach aushalten konnte. Es musste endlich etwas passieren, so unangenehm es auch sein würde. Diesmal wollten wir uns nicht wieder abwimmeln lassen. Wir gerieten zum Glück an den "richtigen" Arzt, der sich letzte Woche bereits für die OP ausgesprochen hatte und Verständnis für unsere Situation zeigte. Überhaupt waren die Ärzte diesmal viel einfühlsamer.
Ein weiterer Ultraschall zeigte allerdings diesmal sehr deutlich, dass der Eierstock stark eingeklemmt war und so blieb eh keine Wahl: die OP sollte am nächsten Morgen gleich in aller Frühe stattfinden.

Elina und ich bezogen also wieder ein sehr schönes, großes bestausgestattetes Mutter-Kind-Zimmer mit eigenem Bad. Die Schwestern waren sehr liebevoll und zurückhaltend. Sie vertrauten der Mutter voll und ganz, wir sollten uns wenigstens einigermaßen wie zuhause fühlen, da störten herumwuselnde Schwestern bloß und die eigene Mutter kümmere sich meist eh am allerbesten um ihr Kind. Ich sollte mich also melden, wenn ich Unterstützung bräuchte oder sonst einen Wunsch hatte. Sie kamen dann schließlich etwa einmal pro Schicht, damit ich wusste, wer für uns verantwortlich. So waren wir also weitestgehend uns selbst überlassen, was wir sehr genossen.

Nachts kuschelten wir uns eng aneinander in mein Krankenhausbett und gegen 3 Uhr gab ich Elina das letzte Mal eine Portion Mumi, noch ehe mich die Schwester erinnern konnte. Die Morgenstunden zogen sich bis zum OP-Termin um 8 Uhr dann lange hin und Elina konnte nicht verstehen, weshalb sie keine Mumi mehr haben durfte. Ich lief das Zimmer auf und ab, versuchte sie abzulenken und zu trösten, aber sie konnte es leider nicht verstehen. Um kurz vor acht Uhr übergab ich sie dann in der OP-Schleuse an einen Anästhesisten. Es fiel mir unendlich schwer, sie abzugeben. Ich lief dann immer wieder verzweifelt wartend den Gang vor dem OP auf und ab. Die Minuten zogen sich wie Kaugummi dahin und auch Matthias ließ auf sich warten.

Um 9.21 schaute ich das x-te Mal zunehmend beunruhigter zur OP-Tür. Da erklang ein greller Schrei, der Schrei meiner Tochter. Ich geriet in Panik und wäre am liebsten in den OP gestürzt. Nur einen kurzen Moment später öffnete sich jedoch die Tür und eine Schwester hielt mir meine kleine, in eine Decke gehüllte Maus entgegen. Elina sah mich, fing erneut an zu brüllen, auf eine Art und Weise, die ich so gar nicht an ihr kannte und trommelte zugleich mit ihren kleinen Fäusten wie wild auf mich ein. Sie schlug mir ins Gesicht und immer wieder auf die Brust, sie war wahnsinnig wütend und arg verstört. Sie wollte sich auch gar nicht mehr beruhigen und mein Mutterherz blutete. Im Aufwachraum gab es zuerst Fencheltee und Elina saugte gierig aus der Flasche, mit der sie gar nicht mehr gut zurechtkam. Als sie dann noch merkte, dass es Tee war, war es vollends vorbei mit ihrer Geduld. Sie brüllte aus Leibeskräften und wollte sich nun überhaupt nicht mehr beruhigen. Die Schwester fragte sichtlich irritiert und nervös, was sie denn nur hätte, hätte sie Schmerzen? Ich vermutete, sie wollte einfach nur endlich ihre wohlverdiente Mumi und die Schwester murmelte nur beschwörend: "Dann geben sie sie ihr einfach." Elina trank begierig und viel zu hastig Unmengen von Mumi, die sie nach einem kräftigen Rülpser in einem Riesenschwall wieder von sich gab. Aber etwas Gutes hatte es dennoch, immerhin hatte sie sich wieder beruhigt und schaute mich versöhnlich lächelnd an. Ich stillte sie erneut und diesmal blieb zum Glück auch alles drin. Matthias kam zu einem kurzen Besuch, wurde dann aber wieder vor die Tür geschickt, da nur ein Elternteil bei dem Kind im Aufwachraum bleiben durfte. Ich hielt Elina die ganze Zeit ohne Überwachung in meinen Armen. Wir warteten auf einen Platz auf der Intensivstation, wo Elina zur Beobachtung 25 Stunden bleiben sollte. Das wäre Routine bei so winzigen Frühchen.

Um 12 Uhr durften wir endlich auf die Intensivstation, in ein riesiges Drei-Bett-Zimmer, obwohl es Elina den Umständen entsprechend wirklich gut ging. Sie war die ganze Zeit über wach geblieben und ich konnte sie ausgiebigst trösten.
Auf der Intensiv wurde sie sogleich verkabelt und von den Schwestern gewickelt. Dabei schrie sie ganz panisch. Wir konnten dann die Schwestern überzeugen, dass wir uns auf einer Frühchen-Intensivstation zwangsläufig inzwischen bestens auskannten und so ließ man uns Eltern gewähren. Elina bekam noch ein Schmerzzäpfchen, verbrachte anschließend den ganzen Tag auf unseren Armen und wurde nach Bedarf gestillt. Ihre Werte waren von Anfang an top - 100 % O2-Sättigung!

Jeder von uns ging jeweils für eine knappe halbe Stunde etwas essen, wir achteten aber penibel darauf, dass Elina nicht eine Minute ohne uns sein musste. Die nette Nachmittagsschwester hatte schließlich ein Einsehen und brachte mir ein Monstrum an Holz-Leder-Schaukelstuhl, der aber urgemütlich war. Elina erholte sich sehr rasch und hatte bald hungertechnisch enormen Nachholbedarf. Sie trank erst 70 bei der ersten, dann 85, 95 und schließlich 105 g Mumi bei der vierten Mahlzeit und so ging es in einem fort. Ich belagerte dann einen Arzt nach dem anderen, sie mir zur Nacht mit hoch ins Mutter-Kind-Zimmer zu geben, sie war schließlich die ganze Zeit über topfit gewesen, dort hatte ich außerdem den gleichen Monitor und mir graulte es einfach, sie allein lassen zu müssen. Sie war es schließlich gewohnt, eng an mich gekuschelt zu schlafen. Aber es war nichts zu machen. Die Besuchszeit endete um 21 Uhr, Matthias fuhr heim und ich ging hoch auf mein Zimmer. Zuvor aber gab ich der Abendschwester noch meine Zimmertelefonnummer und sie musste mir versprechen, mich umgehend anzurufen, sobald Elina weinte, ich käme dann sofort runter. Ich ging dann gleich ins Bett, sonst hätte ich nur gegrübelt, war schon komisch so allein, ohne meinen kleinen Schatz.

Nach so einem langen Kuscheltag mit Mama und Papa ging es mir schon viiel besser, so dass ich mich nun auch wieder selbst zu Wort melden kann und nicht Mama meine ganze Arbeit weiter übernehmen muss. Ich war sehr traurig, dass Mama und Papa abends gehen mussten und vermisste besonders Mama nachts sehr, da ich mich sonst immer ganz dicht an sie drängele, so fühle ich mich dann unendlich beschützt und sicher, es ist mollig warm und duftet verführerisch nach Mumi. Mama versuchte mir zu erklären, warum sie gehen musste und dass sie sofort kommen würde, wenn ich Hunger hätte, kuscheln wollte oder sie einfach in meiner Nähe bräuchte. Mama weinte auch ein bisschen und da beschloss ich ganz tapfer zu sein. Um 0.30 Uhr hatte ich dann aber doch verdammt dolle Sehnsucht und konnte mich nicht mehr zusammenreißen, ich weinte bitterlich. Die Schwester rief sogleich meine Mama an und wirklich, sie kam sehr schnell und nahm mich in die Arme.Was war das herrlich dieser vertraute Duft, jetzt war die Welt wieder in Ordnung und ich schlief prompt wieder ein. Um 5.30 Uhr hatte ich dann etwas Hunger, aber vor allem fehlte mir Mama wieder soo sehr, sie musste sich heimlich davon geschlichen haben, zum Glück war die Schwester sehr aufmerksam und Mama war schnell wieder da. Als ich dann so gemütlich an Mamas Brust nuckelte, fiel mir auf, dass sie arg müde aussah, aber sie lächelte zuversichtlich und flüsterte mir ins Ohr, dass ich jetzt nur noch eineinhalb Stunden schlafen bräuchte, dann wäre es 8 Uhr und Besuchszeit, Mama würde ganz pünktlich wieder bei mir sein und mich dann zu sich hoch holen, ganz sicher!
Aber mit Schlafen war dann doch nichts mehr. Schwups hatte ich einen Seiflappen im Gesicht und wurde auch noch neu eingekleidet. Zumindest ging die Zeit dadurch schneller rum und Mama war endlich wieder da und versprach, mich jetzt nicht mehr allein zu lassen.
Um 9 Uhr holte uns dann eine Schwester hoch in unser gemeinsames Zimmer und endlich hatte ich Mama und auch Papa wieder ganz für mich allein. Die Schwestern schauten nur mal kurz vorbei, um zu fragen, ob wir etwas bräuchten, aber Mama würde sich ja dann schon melden. Am nächsten Tag durften wir dann alle endlich nach Hause. Ich maß 51 cm bei 3250 g und Leute, ich fühlte mich wieder richtig wohl in meiner Haut und die Mumi schmeckte. Diese Schmerzen und diese Übelkeit der letzten Tage waren wie weggeblasen, ich war ein neuer Mensch, jetzt war ich nicht mehr zu bremsen.

Der Januar zählte allerdings nicht zu unserem Glücksmonat. Am 20.01. kamen Oma und Opa von der Nordsee angereist und anstatt, dass wir nun eine herrliche gemeinsame Woche verbringen konnten, schleppte Papa zwei Tage später eine richtig fiese Grippe mit hohem Fieber an. Er wurde sofort in den Bungalow nebenan ausquartiert, in der Hoffnung, dass ich verschont blieb. Denn mit meiner Lungenschädigung könnte selbst eine simple Erkältung leicht in eine Lungenentzündung ausarten. Mama und Papa haben deshalb immer sehr aufgepasst, wer in meine Nähe durfte. Leider aber hatte ich mich schon angesteckt und mir ging es bald hundelend. Mama inhalierte alle drei Stunden mit mir, auch nachts mit NaCl und Salbutamol, einem Broncholytikum/Antiasthmatikum. Außerdem bekam ich Mucosolvan zur Schleimlösung, aber davon merkte ich nichts, im Gegenteil, ich bekam fast keine Luft mehr. Die Grippe ging flugs reihum. Als nächstes war Mama fällig und dann auch noch Oma und Opa. Papa durfte sich gnädigerweise ;-) auch sehr bald wieder zu uns gesellen, schließlich hatten wir es nun alle und so war das Krankenlager komplett.

Wir versuchten uns irgendwie, alle gegenseitig zu helfen. Mama ging es besonders schlecht, da sie auch keine Medikamente nehmen durfte wegen des Stillens und sie außerdem noch eine Nasennebenhöhlenvereiterung bekam. Ich fühlte mich so elend, dass ich mich nur an Mamas Brust noch ein wenig entspannen konnte und Mama war so fiebrig und schlapp, dass sie mich kaum in den Armen halten konnte zum Stillen. Zwischen den Stillmahlzeiten kümmerte sich Oma um mich, aber nachts hielt ich Mama mit Stillen, Fiebersenken, Inhalieren und Kuscheln ganz allein auf Trab. Mama ging es immer schlechter und eines Abends musste Papa den Notarzt rufen. Sie bekam dann doch Medikamente, die sie aber nur kurz und schwach dosiert nehmen durfte, ihr aber wenigstens kurzfristig Erleichterung brachten. Zum Glück ging es bei Papa langsam bergauf, so dass er Mama nachts unterstützen konnte. Das waren vielleicht zwei Horrorwochen und als Oma und Opa wieder abreisen mussten, waren wir gerade halbwegs wieder auf dem Damm. Ein toller Urlaub für Oma und Opa, aber ohne ihre Hilfe wären wir sicher vollends aufgeschmissen gewesen. Für die KIÄ war es ein Wunder, dass ich haarscharf um eine Lungenentzündung herum kam, wahrscheinlich bekam ich viele gute Abwehrstoffe aus der Mumi und Mama war stolz, dass sie in dieser schweren Zeit immer weiter gestillt hatte, auch wenn es ihr manchmal verdammt schwer fiel.

Zum Glück war der Januar dann auch endlich um, jetzt konnte es eigentlich nur noch besser werden.

Vergleichsfoto

Elina mit korrigiert 2 Monaten (2000) und Mama Nicole mit 2 Monaten (1974)

Endlich wieder daheim!

Huhu, winke, winke, ich bin zurück aus dem Krankenhaus!!!

Was bin ich wütend! Kann mir wohl auch keiner verdenken, nach dem Horrormonat.

Auf der Decke lag vor viiielen Jahren schon meine Mama.

Interessant wie die kleinen bunten Männchen tanzen, ich könnte sie stundenlang betrachten und scheint einer mal müde, stupse ich ihn zärtlich mit der Hand an, glaubt gar nicht, dass das so einfach wäre...

Übersicht
Elinas 1. Lebensjahr