7 Monate (korrigiert 4 Monate)

Um gleich zum Wesentlichen zu kommen: Am 04.03. habe ich mir einen Kugelschreiber vom Tisch stibitzt. Der war ja schon lange Objekt meiner Begierde und ich hatte oft beobachtet wie Mama damit schrieb. Das wollte ich unbedingt auch ausprobieren und mopste mir gleich noch einen Notizzettel dazu, der neben dem Kuli lag.

Und hier seht ihr mein erstes Bild, sogar mit Unterschrift, Mama sagt, das gehört sich so, mmhm, habe ich ganz alleine gemalt!

Alles klar, hättet Ihr doch auch erkannt, oder?

In Bauchlage kann ich jetzt auch schon ganz prima meinen Kopf halten, bin nämlich ganz schön neugierig. Ich will immer alles mitkriegen und bin sehr aufmerksam, damit mir auch kein noch so winziges Detail entgeht.

Hey, und ein paar Haare mehr auf dem Kopf habe ich auch schon gekriegt. Die Ärztin im SPZ ist auch zufrieden mit mir und hat mir doch glatt einen neuen Spitznamen verpasst: "Feivel", na ja, schaut selbst, ob ich so ausschaue.

Und dann tauchten diesen Monat doch tatsächlich zwei neue Gesichter bei uns Zuhause auf, nee, Moment mal, die kannte ich doch. Klar, es waren Oma und Opa von der Nordsee, die mal wieder für einige Zeit angereist kamen. Was habe ich mich gefreut und ließ mich nun auch gern von meinen Großeltern herumtragen :.

Und ich bekam einen große eigene Spielwiese, kurzum einen Laufstall. Ein richtiger kleiner Raum mit kuscheliger Decke nur für mich. Ja, ich hatte auch ein Kinderzimmer, aber das war ja so groß… Hier hatte ich es gemütlich, warm, übersichtlich und alles wunderbar im Blick.
Ich habe immer sehr gerne darin gelegen und gespielt (mit Animation meiner Eltern natürlich!), zumal sie mich nur für ganz, ganz kurz mal alleine darin zurückließen, wenn mal der Postbote an der Tür war, Mama schnell den Wäschekorb hoch holen musste oder so, denn fast immer nahmen sie mich ja ohnehin überall hin mit.

Das wöchentliche Krankengymnastik-Turnen bei Jeannette machte mal mehr, mal weniger Spaß und es war auch ganz schön anstrengend. Zum Glück baute Mama die Übungen ja immer mehrmals täglich in unser gemeinsames Spiel ein (Mama hat wohl gedacht, ich merke das nicht), sonst wäre ich manchmal wohl ganz arg aus der Puste gekommen, aber so war ich ja sozusagen schon trainiert. Was mich ganz schön ärgerte, war, daß ich die meisten Übungen über oder mit meiner linke Seite bewältigen sollte, dabei war doch rechts meine Lieblingsseite, versteht ihr das? Jeannette sagte, mein "Rechtsdrall" läge daran, daß die Schwestern und Ärzte damals im Krankenhaus meist so an den Inkubator oder das Bett traten, daß ich mich nach rechts wenden mußte (auch, wenn sie sich bemühten, meinen Schlafplatz beidseitig zu betreten, hatte dies doch manchmal praktische bzw. medizinische Gründe), das ist wohl so hängen geblieben.
Wenigstens gab es bei der Gymnastik immer so ein lustiges, gelbes Quietschentchen, da war ich ganz verrückt nach und Spiegel fand ich ja auch total faszinierend, da lachte mich doch glatt immer so ein kleiner Glatzkopf mit ein paar Flusen drauf an, das fand ich wirklich sehr nett. Ich glaub', die Jeannette hat auch Mama immer ganz schön gut getan. Mama war oft bedrückt, verunsichert und manchmal traurig und sie wirkte ganz schön ausgelaugt. Hat auch ziemlich abgenommen. Jeannette hat ihr immer wieder Mut zugesprochen, ihr Selbstbewusstsein gestärkt und ihr zu verstehen gegeben, sie möge immer auf ihr Gefühl horchen, sie mache schon alles richtig mit mir, schließlich war ich ja in mancher Leute Augen unheimlich verwöhnt mit Familienbett, nicht schreien lassen, stillen nach Bedarf und stets auf Mamas oder Papas Armen. Mittagsschlaf im Bett, nee, nicht mit mir, bei meinen Eltern im Arm war es doch viel gemütlicher. Ich wusste jedenfalls genau, was mir gut tat und wenn es schon nicht bei manch anderen Leuten klappte, phhh, Mama und Papa jedenfalls hatte ich bald vollends überzeugt!