20 Monate alt (17 Monate korrigiert) Anfang April lagen wir endgültig alle flach, Opa und Oma inklusive. Nachdem meine Bronchitis eigentlich schon am Abklingen schien und ich bereits zweieinhalb Tage fieberfrei war, flammte sie erneut auf und setzte mir diesmal ordentlich zu. So schlecht ging es mir seit der letzten Krankenhausentlassung nicht mehr. Das Fieber stieg rasch und bis auf meinen entsetzlichen Husten, der mich vor Schmerzen zusammenkrümmen ließ, bekam ich fast nichts mehr mit. Die wenige Mumi, die ich zu mir nahm, kam spätestens beim übernächsten Hustenanfall wieder heraus. Meine Eltern, selbst stark in Mitleidenschaft gezogen, waren vollauf beschäftigt mit Betten beziehen, mich umziehen und vor allen Dingen mit Fieber senken. Die Wirkung des Fieberzäpfchens hielt nicht annähernd so lange an wie notwendig gewesen wäre. Am nächsten
Morgen machten wir uns auf zum Kinderarzt, einem Neonatologen. Der KIA vertrat den Standpunkt, dass ein Antibiotikum jetzt zwar durchaus hilfreich und sicher wäre, aber noch nicht absolut zwingend notwendig, denn gerade solch Minis wie ich hatten schon eine irre Palette Furchterregender Medis durch. Er händigte uns zwar ein Rezept für ein Antibiotikum aus, welches wir einlösen sollten, wenn sich mein Zustand verschlimmerte bzw. in ein bis zwei Tagen nicht deutlich besserte, vorerst sollten wir aber möglichst versuchen mit Inhalationen und Schleimlöser die Bronchitis in den Griff zu kriegen. Das Fieber allerdings sollten wir sehr rechtzeitig bremsen, da so kleine Spargeltarzane wie ich nicht hoch und lange fiebern sollten, da sie keine Reserven haben. Wieder Zuhause bei Oma und Opa gönnte ich mir einen kleinen Erholungsschlaf, um anschließend meinen Plan in die Tat um zu setzen. Heute sollte mein großer Tag werden, ob ich nun aus dem letzten Loch röchelte oder nicht. Mama, Papa, Oma und Opa schöpften nicht den leisesten Verdacht Meine Mama war gerade oben am PC als ich mal eben so durch die Wohnung stolzierte ganz frei und mindestens zwanzig Schritte am Stück (das genaue Zählen hatte ich in der Aufregung vergessen). Gleich darauf hallte es laut durch die Wohnung: "Nicole, Nicole, komm' schnell, sie läuft " Ich lief Mama gleich entgegen und brachte ihr meine Gummistiefel. Ich lief den ganzen Tag als hätte ich nie etwas anderes gemacht, kein Stolpern, kein Fallen, kein Humpeln und frei stehen war ja eh popelleicht. Beim ersten Bücken machte meine Nase zwar noch Bekanntschaft mit den kalten Fliesen, das zweite Mal verlief allerdings schon routinemäßig. Alle waren regelrecht platt. Damit hatte irgendwie keiner gerechnet, schon gar nicht jetzt, wo ich so krank war. Ich war ja sooo glücklich. Endlich hatte ich all meinen Mut zusammengenommen und das mit Erfolg, denn meine kleinen Beine wollten schon lange laufen. Wahrscheinlich
hatte ich mich in meiner unendlichen Euphorie doch etwas übernommen..
Am nächsten Morgen wurde ich zuerst wackliger, schließlich
knickten mir einfach die Beine weg. Ich war nur noch am Wimmern und
Krächzen. Ich wollte am liebsten laut aufheulen vor Elendigkeit,
aber ich bekam keine Luft mehr und verharrte mit lautlos schreiendem
Gesicht. Leider ging es mir nur schleppend besser, mein Zustand hinderte mich dennoch nicht daran herumzuwuseln. Ein Kilometerzähler hätte Erstaunliches zu Tage gebracht und Mama und Papa vermochten mich nicht zu bremsen. Der Augenarztbesuch,
der auch noch diesen Monat anstand lieferte durchaus positive Ergebnisse,
so dass ich für ein weiteres halbes Jahr Schonfrist bekam. |
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