16 Monate alt (korrigiert 13 Monate)

Der Dezember war mal wieder ein sehr aufregender und spannender Monat. Gleich zu Beginn hatten wir wieder einen Termin im SPZ. Die Ärztin begutachtete all meine Fortschritte und war rundum sehr zufrieden. Lediglich das Gewicht lag wie üblich unter der 3. Perzentille. Vermutlich war es auch erblich bedingt, seht meine Mama an, sie ist auch sehr zierlich! Die Ärztin sah es positiv: "Lieber ein zäher kleiner Floh als ein phlegmatischen Wonneproppen!", dem konnten wir uns alle anschließen. Ich wog jetzt 6700 g bei 71 cm "Kürze" und hatte einen Kopfumfang von 43 cm.

Da ich bereits fleißig um Tisch und Sofa lief, war Krankengymnastik fortan nicht mehr nötig. Juchhuuuu!!! Im Mittelpunkt standen diesmal meine Füße, da mir ja am linken Fuß die drei mittleren Zehen fehlten, Ihr erinnert Euch?
Zum Glück kompensierte ich das so einwandfrei (ich kannte es ja nicht anders), dass man es mir weder ansah noch ich besondere Schuhe benötigen würde. Das war eine Freude! Wir bräuchten nun auch erst wieder in sechs Monaten zur Entwicklungskontrolle vorstellig werden. Lediglich auf meine Füße würde die Ärztin gerne vorher noch einmal einen Blick werfen, so Anfang Februar etwa, wenn ich voraussichtlich "richtig" lief und meine Füße folglich größeren Belastungen ausgesetzt waren. Eventuell bräuchte ich dann doch Einlagen. Augenzwinkernd wies sie meine Eltern darauf hin, sie sollten bitte gut aufpassen, dass man mich nicht klaut, mich würde wohl jeder haben wollen. Hach, ich kann Euch sagen, dass ging runter wie Öl.

Der Nikolaus brachte mir dann pünktlich zur kalten Jahreszeit ein paar ganz wundervolle rote Dalmatinerstiefelchen in Gr. 19! (Ja, ich lebte auf großem Fuß! Die Ärztin vom SPZ meinte einmal, ich bestünde aus "Nur Augen und Füße".) Ich brauchte die Schuhe natürlich noch nicht zum Laufen, aber meine Füße sollten auch draußen mollig warm verpackt sein. Zuerst war ich skeptisch und warf sie weg, aber schnell konnte mich Mama von den Vorteilen überzeugen. Und das Schärfste, ich konnte mit einem Mal völlig frei stehen! Das überraschte mich dermaßen, dass ich sofort nach Mamas Hosenbein angelte, obwohl das nicht nötig gewesen wäre. Diese Dinger musste ich mir erstmal näher anschauen, Gegenstände, die solch Wunder bewirkten hatten es in sich…und siehe da, tatsächlich, da steckten ja leckere Schokoladentäfelchen drin. Besonders angetan hatten es mir allerdings die Schnürsenkel, man konnte herrlich darauf herumkauen.

Und um dem alles noch eins drauf zu setzen, haben sich meine Eltern noch etwas ganz Besonderes gegönnt, wonach sie schon lange große Sehnsucht hatten nach all den Strapazen der letzten Monate: Zeit nur für uns drei, weit weg vom Alltag und all den Ärzten. Sie haben unsere erste große Reise gebucht. Zwei Wochen Mallorca, nur wir drei!
Der einzige Haken: die Reise war erst für nächstes Jahr September gebucht und das aus guten Gründen. Mit dann zwei Jahren hätte ich sicher schon viel mehr davon, auch wenn ich dann leider schon den halben Preis zahlen musste und das Klima war um diese Jahreszeit besser verträglich für Kleinkinder als die heißen Sommertemperaturen und die Wassertemperaturen lag auch noch bei durchschnittlich 25 °C. Für Mallorca entschieden sich meine Eltern deshalb, weil sie mir a) keinen langen Flug zumuten wollten, b) das milde Mittelmeerklima sicher hervorragend für meine Lunge wäre und c) Mallorca die "Insel der Deutschen" genannt wurde, was uns im Fall von Krankheitsbedingten Problemen nur von Vorteil sein konnte, gerade auch im Hinblick auf die medizinische Versorgung vor Ort.
Leider war es noch ewig lang bis dahin, aber die Vorfreude war dafür umso intensiver. Ich konnte zwar nicht allzu viel mit all den Plänen anfangen, aber ich merkte wie Mama und Papa freudig erregte Blicke tauschten und beschloss, mich einfach mitzufreuen.

Meine Eltern dachten eigentlich, ich wäre dieses Jahr noch "zu klein" für einen richtigen Adventskalender und so gab es "nur" 24 kleine Teddybären an einer Schnur für mich ohne kleine Präsente daran. "Zu klein" phhh!!! Sicher, ich freute mich jedes Mal sehr, wenn ich die Teddys entdeckte und zeigte mit einem "Da" auf all die lustigen Kerlchen, aber etwas wehmütig war ich schon, schließlich musste ich jeden Tag mit ansehen, wie Jessie freudestrahlend über ihren Hundeadventskalender herfiel. Ich wollte auch Leckerli!!!
Nachher verschloss ich immer ganz sorgfältig wieder die Türchen, sollte Mama wenigstens jeden Tag aufs Neue lange die richtige Zahl suchen, vielleicht war es ihr eine Lehre und nächstes Jahr war sie spendabler was mich betraf.

Einen Teddy konnte ich jetzt übrigens schon zielsicher in einem 15-seitigen Buch finden und zeigen, denn ich war ein echter Teddy-Fan.

Seit Nikolaus war mir dann aber überhaupt nicht mehr zum Lachen zumute und das, obwohl mich mein Cousin Eric "Lachmaus" getauft hatte und jede Nacht mit einem eingerahmten Foto von mir einschlief, so brauchte er nämlich nicht alleine zu schlafen. Manchmal, wenn er schon fest schlief und seine Mama das Foto entfernte, hatte er Abdrücke vom Bilderrahmen im Gesicht. :

Mir aber glitt nicht mal mehr ein müdes Lächeln übers Gesicht. Ich war fix und alle, denn es hatte mich ordentlich erwischt. Ich war fiebrig und furchtbar verschnupft und das mal wieder zum Wochenende wie eigentlich immer bisher. Es triefte mir aus Nase und Mund, ein Eimer wäre sicher hilfreich gewesen. Wir inhalierten wieder alle drei Stunden, auch nachts mit Salbutamol und NaCl. Ab Sonntag, nach kurzer Stippvisite bei der Ärztin, bekam ich dann ein Antibiotikum, weil es mir immer schlechter ging und bereits eitriger Schleim aus meiner Nase floß. Tja, und so eine kleine Rotznase wie ich, brauchte selbstverständlich viel Trost in Mamas Armen und wer glaubt ihr, war als nächstes dran? Klar, Mama! So bekam ich wenigstens die schönen Abwehrstoffe aus der Mumi.
All die sensationellen Essenserfolge waren nun dahin. Das Antibiotikum unterstützte nicht nur meine seit jeher ausgeprägte Appetitlosigkeit sondern bestärkte noch meine ablehnende Haltung gegenüber dem Essen an sich. Denn, mal ehrlich, um 6 Uhr morgens wollte ich nichts weiter als schlafen, einfach schlafen, allerhöchstens dann und wann etwas Mumi, aber niemals eine Spritze voll ekligem Antibiotikumsaft, der widerlich nach Erdbeeren roch. Medikamententechnisch war ich eh mit allen Wassern gewaschen, egal, wo man es mir untermischte, ich hatte längst kapiert, was sie von mir wollten und da spielte ich nicht mit, ein für alle mal!

Das Einzige, was ich nach dieser tagelangen Quälerei überhaupt noch anrührte waren Lebkuchenoblaten. Komischerweise störten mich da nicht einmal die Krümel, die waren einfach nur lecker, die Dinger!

Als ich dann wieder so richtig fit war, vergaß Mama abends einfach mir meine Elektroden aufzukleben, dachte ich jedenfalls. Als sich das aber Tag für Tag wiederholte und auch das nächtliche Blinken des Monitors ausblieb, wurde mir erst richtig bewusst, was passiert war: Wir hatten uns vom Überwachungsmonitor verabschiedet und das so plötzlich, dass ich gar nicht damit rechnen konnte!
Wer hatte nicht letztens noch alle Freunde halb verrückt gemacht, dass sie wohl nie von dem Ding loskam, war das nicht Mama? Ich verstand die Welt nicht mehr, muss aber zugeben, man konnte sich leichter daran gewöhnen als gedacht und Mama musste es wohl ebenso ergangen sein. Sie meinte, es war plötzlich so eine Art Eingebung und sie hatte ein ganz "normales" Gefühl dabei. Nur einmal schreckte sie nachts hoch, um zu kontrollieren, ob ich noch atmete, die zweite Nacht war dann schon total gewöhnlich.

Über Weihnachten reisten dann meine Großeltern von der Nordsee an. Ich hatte etwas Mühe mich zu erinnern, präsentierte dann aber doch stolz meine Kuchenzähnchen.

Es schneite unaufhörlich an Heiligabend, aber ich war wenig beeindruckt. Vielmehr faszinierte mich der leuchtende Weihnachtsbaum und darunter lagen ganz verheißungsvoll jede Menge Päckchen in allen erdenklichen Größen und Farben. Ich schnappte mir prompt eines der wenigen, welches nicht für mich bestimmt war. Aber ich war nicht untröstlich, denn viele schöne neue Spielzeuge erwarteten mich. Ich war begeistert bis zu dem Moment als ich Jessies Geschenk sah: ein leuchtendroter Hantelknochen, der auch noch herrlich quietschte. Den wollte ich haben und sonst nix! Ich verfiel in lautes Gebrüll. Jessie lief erfreut, aber mit angelegten Ohren durchs Wohnzimmer, nach einem geeigneten Versteck Ausschau haltend. Zum Glück gab es dann erstmal essen und Ihr werdet es nicht glauben, ich verspeiste einen Teller voll Grünkohl! Nach Papa konnte ich da nicht kommen, der verschmähte das Zeugs nämlich.

Am letzten Tag des Jahres habe ich dann noch einmal einen Zahn zugelegt. Nr. 5 suchte sich den Weg in meine Mundhöhle und meine Eltern hofften, wenn das so weiterginge, dass ich pünktlich zur nächsten Grillsaison dann wohl kräftig in ein Steak beißen könne oder wenigstens in ein Würstchen.

Den Übergang ins Neue Jahr verschlief ich.

Nikolaus!

Mein erstes Paar Schuhe (Gr. 19)!

Heiligabend

Beim Auspacken mit meiner Großtante

und meiner Großcousine.

Ich teste mein neues Spielzeug und stiebitze Mamas Boxhandschuhe.

mein neuer Schaukelstuhl (*wink Doreen*)

erste Nudelessversuche

Ob man mit einer Gabel auch Gitarre spielen kann?

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Elinas 2. Lebensjahr