14 Monate alt (korrigiert 11 Monate)

Anfang Oktober wurde ich mal wieder mit der rauen Wirklichkeit konfrontiert, ich wurde gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Hib, Polio und Hepatitis B geimpft. Die KIÄ verpasste mir gleich zwei Spritzen. Ich schrie wie am Spieß, was mal wieder in einem Affektkrampf endete. Kaum zurück auf Mamas Arm, guckte ich die KIÄ eindringlich an und begann unaufhörlich zu meckern und zu zetern. Was fiel ihr eigentlich ein, mich so zu malträtieren?
Die KIÄ stellte traurig fest, dass sie bei Elina wohl keine gute Position inne hätte und in Anbetracht der vielen noch bevorstehenden Impfungen sich die Situation vermutlich nicht so schnell entspannen würde. Die Impfung an sich vertrug ich gut, ein bisschen weinerlich musste ich schon sein, schließlich war ich nachtragend und ein kleines schlechtes Gewissen sollten meine Eltern ruhig haben. Außerdem durfte ich dann immer den ganzen Tag auf den Arm. Solche Gelegenheiten sollte man ruhig ausnutzen, besonders deshalb, weil ich ja nun schon ganz allein voran kam und nicht mehr unbedingt auf Tragehilfen angewiesen war.

Und wisst Ihr das Größte? Ich war stolze Besitzerin eines knallorangen Flitzers, jawohl! Papa düste mit mir damit à la Schumi durch die Wohnung. Je schneller die Räder unter mir rollten, desto breiter wurde mein Grinsen. Teils rasten wir auf nur zwei Rädern um die Ecke (ich war ja angeschnallt). Was für ein aufregendes Gefühl, mir konnte gar nicht genug Fahrtwind um mein kleines Näschen blasen! Fortan war es meine Lieblingsbeschäftigung Nr. 1 und meine Eltern verbrachten bestimmt täglich eine gute Stunde, wenn nicht mehr, mich durch die Gegend zu schieben. Ab und zu nahmen wir mein Auto sogar mit nach draußen, das war besonders lustig.

Am 16.10. durchbrach dann eine zweite weiße Spitze mein Zahnfleisch. Diesmal rechts oben, genau über Zahn Nr. 1 und diesmal wusste ich auch, was mich da erwartete, auch wenn mir noch immer nicht ganz klar war, wozu die Dinger gut waren. Aber sie würden schon ihren Sinn haben… Nur zwei Tage später folgte Zahn Nr. 3. Meine Herrschaften, die legen aber ein Tempo an den Tag! Links oben diesmal, warum sich an Regeln halten? …und meinen Eltern kam die verspätete Erleuchtung, warum ich die letzten Wochen so ungern essen wollte.

Dann waren auch schon wieder zwei Wochen um und ich erhielt meine erste Grippeimpfung, deren Nachwirkungen - nicht die Spritze! - ich problemlos vertrug.
Was ich allerdings gar nicht mehr vertrug, waren meine Elektroden, die Haut wurde blitzschnell wund und heilte enorm schlecht, so dass meine Eltern gezwungen waren, die Herzelektroden einige Tage wegzulassen und lediglich meine Atmung zu überprüfen, bis sich die Haut rund um die Brustwarzen wieder einigermaßen regeneriert hatte.

Als kleine Entschädigung für all das Leid, durfte ich mir bei Toys'r'us eine tolle Gitterschaukel aussuchen, die Papa zwischen Wohnzimmer und Wintergarten aufhängte. Schaukeln hatte ich nämlich bei meiner großen Freundin Michelle entdeckt und ich liebte es. Nebenbei war es ja auch gut für die Gehirnentwicklung, regte den Gleichgewichtssinn an, trainierte die Augen usw.

Den einen Tag hatte ich mir allerdings was geleistet. Ich warf mit vollster Absicht eine volle, aber bereits geöffnete Malzbierflasche um. Das herrlich klebrige Zeugs umspülte blitzschnell die Kommode im Flur und suchte sich ihren Weg auf den Fliesen. Mama war eigentlich gerade drauf und dran, mich in die Badewanne zu stecken. Das musste sie nun (sehr zu meinem Leidwesen) verschieben. Es war das erste Mal, dass ich in mein Laufgitter verfrachtet wurde, damit Mami in Ruhe Scherben einsammeln, wischen und saugen konnte. Es dauerte ewig, da Mama dazu sogar den Schrank wegrücken und diesen dazu vorher ausräumen musste, aber ich sagte keinen Mucks, saß ganz kleinlaut und artig im Laufgitter und verfolgte die aufwendige Reinigungsaktion. Mama war ganz schön bedient. Sie musste mehrmals wischen, da Malzbier wirklich furchtbar klebt, das weiß ich jetzt, und angrenzende Zimmer auch betroffen waren. Anschließend dachte sie als sorgsame Mami natürlich zuerst an mich: baden, essen, schlafen…mit dem Resultat, dass Mama um 13 Uhr noch nicht einen Happen zu sich genommen hatte und ich dann nicht mal essen und schlafen wollte, es anstatt dessen vorzog, lieber herumzuheulen. Mama meinte nachher zu Papa, dass wir den Tag getrost aus dem Kalender streichen könnten.

Am nächsten Tag gab es dafür viel Lob von den Physiotherapeutinnen, die mich dazu animieren wollten, eine ganz weiche Treppe aus Schaumgummi hoch zu krabbeln. Das erste Mal fiel ich noch darauf herein und erklomm mir das begehrte Spielzeug. Beim zweiten Mal jedoch, scheute ich die Mühe, krabbelte um die Treppe herum, zog mich hoch und erhaschte es auch auf diese, viel bequemere Art und Weise. 1 ½ Stunden nahmen sie mich ran, sagten aber hinterher einstimmig und erfreut, dass ich mich selbst therapieren würde, das war praktisch, fand ich.

Ende Oktober schickten wir die erste Seite dieser Homepage ins weltweite Netz, ein Anfang war gemacht und nach und nach fügte sich ein Bericht an den anderen.

mein neues "Heim" - der Autokarton

jede Ecke muß erkundet werden

Mein knalloranger Flitzer!

Früh übt sich, noch etwas verkrampft...

Schaukeln ist spitze!

Juchheee! Ein warmes Bad mit Papa und dem Frosch.

Übersicht
Elinas 2. Lebensjahr