27 Monate alt (korrigiert 24 Monate)

Die ersten beiden Novemberwochen verbrachten Mama und ich wieder einmal an der Nordsee bei Oma und Opa. Die beiden hatten Urlaub und so konnten wir den lieben langen Tag spielen. Papa war derweil auf einem Lehrgang in Dresden. Ich hatte ihn sehr vermisst und anfangs täglich mit ihm telefoniert. Als er sich dann aber immer noch nicht wieder blicken ließ (woher soll ich denn wissen WIE lange zwei Wochen sein sollen), habe ich nur noch kurz gehorcht, ob wirklich Papa am Telefon war und den Hörer dann beleidigt zu Mama geschoben mit den Worten: "Da, Mama!" Ein bisschen Angst hatte ich schon, dass jetzt auch noch Mama weggehen würde und habe mich nachts wieder ganz eng an sie geschmiegt, die Ärmchen überwiegend um ihren Hals geschlungen, sicher war sicher.

Ansonsten hatte ich sehr viel Spaß mit Mama und Oma und Opa. Wir gingen oft spazieren und keine Pfütze war vor mir sicher. Ich hatte ja auch tolle neue Richter-Winterstiefelchen in Gr. 23 bekommen, die mussten schließlich eingeweiht werden.
Nebenan wurde eine Garage gebaut und wer glaubt Ihr war wohl der größte Spanner? Ich wurde ein großer Fan von Baggern und LKWs ("Elka") und verbrachte täglich Stunden vorm Fenster :-). Bald hatte ich alle so getrimmt, dass sie mir haufenweise "Elka" und "Auto" malten.

Ich habe viel Spaß mit Fingerfarben..............und das kommt dabei heraus!

Abends hatte ich ein neues Ritual erfunden. Oma, und nur sie, musste mir immer beim Ausziehen helfen, einen Teil erledigte ich meist schon ganz allein, besonders, wenn ich die heißgeliebten Hosen mit Druckknöpfen trug. Ehe meine Großeltern sich versahen, stand ich schon bald nackig im Wohnzimmer. Als kleiner Nackedei begann ich dann wild auf dem Bett rumzuhüpfen, zu tanzen und mich in die Kissen zu werfen. Ich war seit jeher ein kleines Kissenschlachtkind. Ich rief dann stets ganz laut: "Opaaaa, dommmaa!!", denn auch Opa sollte meinen Tanz- und Springkünsten zu schauen. Ich genoss es wahnsinnig, im Mittelpunkt zu stehen (wie eigentlich immer ;-)) und lachte aus vollem Halse.

Und dann kam der Martinitag. Ich durfte endlich meine Laterne einweihen, die mir meine Freundin Belana geschenkt hatte. Ich war schon ganz aufgeregt, denn Oma erzählte, dass die Kinder da von Haus zu Haus oder in Geschäfte gingen, vorsangen und dafür Schokolade bekamen. Wir gingen dann unsere Nachbarn abklappern und Mama und Oma haben für mich "Laterne, Laterne" gesungen (wie praktisch). Ich fand das amüsant und reichte den Leuten kurz meine Laterne, damit ich zwei Hände zum Greifen der süßen Tafeln hatte. Kaum waren die in Omas Beutelchen verstaut, griff ich mir meine Laterne und zog von dannen. Kaum zuhause, setzte ich mich noch mit Schuhen auf die Treppe, packte das Beutelchen mit all den Leckerlis aus und vernaschte, was rein ging in meinen Bauch. Noch voll im Schokoholicdusel begann ich laut und fröhlich zu singen "Taterne, Taterne lalalalala". Dieses "Taterne" hatte mich so nachhaltig beeindruckt, dass ich noch tagelang sang und vor allem auch all meine anderen Wortbildungen verdoppelte. So hieß die Gurke nun grinsend "Gugurke", Schuhe "Duduhe", Lupo, mein liebstes Meerschweinchen "Dudupo" und Carlotta, die Katze, die "Angscht" vor mir hatte "Dodotta". Nach ein paar Tagen Doppelsilbenbildung, befürchtete Mama nun die Laternengeschichte hätte mir einen Sprachfehler beschert…ach, ich hatte meinen Spaß!

Wieder einmal ging die Zeit bei Oma und Opa viel zu schnell vorüber und kaum zu Hause hatte ich schon wieder Sehnsucht.