Haha, ich bin zwar noch total verpennt, okay, es war etwas spät gestern Abend, mein geliebter Opa Elli kam ja, aber wer wird denn am Geburtstag verschlafen!

Was baumelt da für ein schönes Geschenk?

Ja, um es gleich mal vorweg zu nehmen, ich bin heute wieder, wie so oft in letzter Zeit, ein Pferd. Ich heiße Chamsin– und ich kann Euch jetzt schon verraten, jeder durfte zweimal singen, weil ich auf „Hääppi Börsdiiii, kleines Pferdchen… bestand“.

Ha, da sind sie:
meine neuen goldenen Marienkäfer-Ohrringe,
klar, dass Mama die allerersten „alten“ sofort gegen meine neuen austauschen musste.

 

 

Elina Anica

99 cm und leider immer noch keine 11 kg, aber fast!

   

 Das ist mein schönstes Geschenk: meine Pauline!

„Mmmhh, sie ist soo weich und kuschelig, gut dass wir sie gekauft haben, Mama!“

 


Wow, was für ein Empfang – und meine Herzenswünsche wurden erfüllt!!!!! :-)))))

Es gab einen KEKI und sogar einen KOLLO!

Ihr fragt Euch, was das bedeuten soll?

Ich verrate es Euch: Mama und Papa haben diese Begriffe für den Puppenwagen (Keki) und für den Roller (Kollo) erfunden, weil ich ganz furchtbar nervig ständig Tipps über meine Geburtstagsüberraschungen haben wollte. Ich löcherte meine Eltern immer besonders gerne abends im Bett…

Irgendwann meinte Papa: „Wenn Du heute Nacht bei mir schläfst, verrate ich Dir, was es zum Geburtstag gibt.“ Ihr müsst wissen, ich schlafe sonst nie bei Papa, komme, was wolle, ich schlafe immer nur bei meiner Mama (denn da gibt es die "Muma"…psst…).

Ich schlug flugs Mamas und meine Decke beiseite, krabbelte flink zu Papa unter die Decke, schlug sie zu, bettete mich bequem und nach einigen kurzen Ruhesekunden, fragte ich erwartungsvoll: „Und Papa, was ist es?“

Papa antworte kurz und knapp: „Ein Keki“ – ich war einen Moment total verdattert und Sekunden später sind wir alle in schallendes Gelächter ausgebrochen - was haben wir gelacht, gekringelt haben wir uns alle Drei! Natürlich habe ich dann wie immer bei Mama geschlafen und ab sofort war ich nur noch neugieriger, was wohl ein Keki war und so kam dann irgendwann noch der Kollo hinzu – man war das spannend das Spielchen, ich liiebte es!

 

Meine Mama ist super stolz auf mich!

 

 

Eine ganze Torte nur für mich, wisst Ihr eigentlich wie viel Kalorien die hat?
Nicht, dass ich heute doch noch die 11 Kilo-Grenze erreiche ;-)…

Mit dem Auspusten der 4 Kerzen auf meiner Geburtstagstorte hat’s noch nicht ganz geklappt
– da musste Opa mit ran!

Hui, ist das wacklig, aber es klappt schon ein/zwei Meter.

Noch einmal kurz von der Geburtstagstorte naschen und ein paar Schokostreusel stibitzen,
merkt doch keiner, oder?

 

…und dann geht’s aber flugs ran an die Geschenke!

Mensch, wer hat das denn so feste eingepackt?!

 

Puppengeschirr, ein Schlumpfbuch,...

...Playmobil Badezimmer…

…schau, Sina, was ich alles Schönes bekommen habe…

…und für Dich ist auch was mit dabei:

Jetzt packen wir Dich schön ein und fahren gleich zum Strand:

 

Auf die Plätze, fertig……………… - los!

Ja!! Hier im Tier- und Freizeitpark mit Sandstrand sind wir genau richtig!

 

Ist das wirklich dasselbe Kind?

Haben sich meine Eltern wohl gedacht.

Vor zwei Jahren habe ich noch nicht einmal freiwillig im Pool gestanden – an Baden oder Duschen war praktisch nicht zu denken – was hatte ich für Heidenangst. Letztes Jahr lachten andere Kinder mich noch im Strandbad aus, weil ich bei jedem kleinsten Spritzer sofort auf dem Absatz kehrt machte. Dennoch näherte ich mich letzten Winter in Norddeich im fast leeren, warmen Schwimmbad mehr und mehr dem Wasser an, aber das so eine Schwimmratte wie heute in mir schlummerte, hätte wohl keiner gedacht, was?

Ich war überhaupt nicht mehr aus dem Wasser rauszukriegen
und hatte auch vor tieferem Wasser keine Scheu.

Meine Freundin Belana mit Eltern sind auch noch gekommen - da habe ich mich aber gefreut!

Was für eine Überraschung!
Mama und Papa haben mir nämlich nichts verraten, damit meine Freude noch größer ist.

Belana hat mir eine ganz tolle Frühstückskerze gebastelt, sogar mit einer 4 drauf.
Ist das nicht unheimlich lieb?

 

*~°~*

Natürlich besuchten wir an diesem, unseren Geburtstag, auch noch

meine Zwillingsschwester

Ich habe ihr eine große blaue Blume mitgebracht. Ich habe dieselbe in lila in meinem Garten. Und wenn sie sich dreht, denke ich immer, dass Anicas Blume sich jetzt bestimmt auch dreht – in solchen Momenten sind wir uns ganz nah –

„Sie lebt doch in meinem Herzen, Mama!“

„Ja, Anica lebt für immer in unseren Herzen weiter - wir werden sie nie vergessen!“

Anica,

vier Jahre schon sind vergangen seit wir Dich verlieren mussten.

Da warst Du eben noch so nah, strampeltest wie verrückt in meinem Bauch, wahre Energiebündel ihr Zwei, Kämpferinnen, bewundert und bestaunt von den Ärzten –

Dann wurdest Du jäh aus dem Leben gerissen, doch Du gabst nicht auf – Du wolltest leben!
13 schrecklich lange Minuten dauerte Dein Todeskampf.

Das viele Wasser in Deinem winzigen Körper durch Dein krankes Herz, was so tapfer schlug – dennoch: Du hattest keine Chance. In der Minute, in der Du starbst, brach auch mein Kreislauf zusammen. Es war als wollte ich Dir folgen und kurz nach der OP ging es mir so schlecht wie nie zuvor in meinem Leben. Ich hatte erstmalig den Gedanken, nicht mehr weiter zu können, nicht zu wollen. Aber dann war da Deine Schwester, die meine Liebe und Fürsorge brauchte.

Nur Du hast sie gerettet, Du gabst Dein Leben für sie!

Deine Energien, Deine Reserven, Dein Lachen, all das, was wir nie erleben durften, sehen wir nun täglich in Elina – denn sie lebt für zwei in ihrer Fröhlichkeit, in ihrer Energie...

Anica,

wir sind so stolz auf Dich und bewundern noch heute Deine Kraft und Deinen Kampfesgeist. Ich erinnere mich nur zu gern an Deine kräftigen Tritte in meinem Bauch und versuche sie mir in Gedanken oft wiederzuholen. Die Tränen kullern so oft über mein Gesicht in Gedanken an Dich – wann wird dieser schreckliche Schmerz aufhören?

Warum konnten wir Dich nicht bei uns behalten? Egal, was passiert wäre – schon damals und besonders heute weiß ich, wir hätten das alles geschafft! Ich bewundere Eltern behinderter Kinder zutiefst, was sie leisten und wir hätten alles getan, um Dir ein glückliches Leben zu bescheren. Der Tod erscheint grausam, endgültig. Ein Leben mit Dir und wäre es noch so voller Hürden bleibt leider ein Traum.

Wir hoffen, dort, wo Du jetzt bist, geht es Dir wahnsinnig gut und Du fühlst stets unsere Gedanken! Ich möchte Dich in meine Arme reißen, Dich nie mehr loslassen, fühlst Du das?

ANICA – wir lieben Dich!

 

Vier Jahre heilen keine Wunden, für Eltern ist der Verlust eines Kindes immer schwer, egal wann, egal wie, egal wo – und er wird sie ein Leben lang begleiten, auch wenn es nur wenige Erinnerungen sind, die einem bleiben.

Dieser Geburtstag fiel mir besonders schwer. Warum dieser und nicht einer davor, die allesamt nie leicht waren für uns? Tja, so genau weiß das wohl keiner, aber vielleicht liegt es einfach an der Tatsache, dass jetzt etwas mehr Luft bleibt, all die Geschehnisse aufzuarbeiten, nicht umsonst kommt es mir immer noch vor, als wäre alles erst gestern passiert. Das Erlebte ist so unbegreiflich nah und eigentlich doch so fern. Vieles wurde über die Jahre verdrängt, weil man ganz besonders im ersten Jahr doch einfach nur funktioniert hat, nicht wirklich gelebt und auch später sich ein Problem an das nächste anknüpfte, auch wenn wir uns wahrlich glücklich schätzen können mit Elinas Entwicklung. Dennoch lief und läuft nicht immer alles rund, es gab und gibt stets Sorgen hier und da, vieles gestaltete sich schwierig, vieles war einfach anders als es mit einem zum Termin geborenen gesunden Kind gewesen wäre und so wird es vermutlich auch bleiben..

Für viele scheint Anica aber längst vergessen, vielleicht gerade, weil ihr Leben so kurz war und alle sie nicht wirklich kennen lernen durften, dennoch – das tut weh!

Sehen sie nicht einen Stern am Himmel besonders hell leuchten, leuchten nur für sie? Ein paar Gedanken, Gefühle, eine Umarmung, eine nette Geste, vielleicht ein Blümchen am Grab – ist das zuviel verlangt?

An dieser Stelle möchte ich all unseren Freunden danken, die immer, auch in ärgsten Momenten zu uns gehalten haben, uns verstehen oder zumindest versucht haben, zu verstehen; meinen Eltern und meiner Familie, für die das eh selbstverständlich war und ganz besonders auch den vielen lieben Leuten aus dem Frühchen-Netz, die mir nach so vielen Jahren nicht nur ans Herz gewachsen sind, sondern die wirklich VERSTEHEN und all die lieben privaten Kontakte und Freundschaften, die sich daraus ergeben haben und die mir und uns sehr bei der Bewältigung all der Probleme hinsichtlich der Frühgeburt und dem Tod von Anica geholfen haben und ganz sicher noch werden.

Danke, Ihr Lieben

– wir werden es Euch nie vergessen! Ihr bedeutet mir (uns) sehr, sehr viel!

* DANKE *